Von den Grundlagen des Clownspiels können wir fürs Leben so viel lernen. Es geht dabei um so viel mehr als darum, sich zu verkleiden und eine rote Nase anzuziehen. Dies verlangt aber die Bereitschaft, nicht nur den Freiraum zu beanspruchen, sondern sich auch konsequent den "Regeln" der Komik hinzugeben.
vor vielen Jahren war ich Mitglied beim Schachklub Kreuzberg in Berlin und spielte sogar eine kurze Zeit im Team mit. Ich las viele Schachbücher und studierte Eröffnungen. Dennoch gab es einige im Klub, die nur widerwillig mit Mitgliedern wie mir überhaupt spielten. Wir waren keine gleichwertigen Gegner. Bei einer Partie mit mir ging es ihnen wahrscheinlich, wie es mir ging, wenn ich mal versuchte, jemand das Schachspiel beizubringen.
Bei meinen morgendlichen Überlegungen kam mir dies in den Sinn und es tauchte der Gedanke auf: Beim Schachspiel geht es von Anfang an darum, sich intensiv damit zu beschäftigen, worum es gerade genau geht und sich dem zu stellen. Anfänger bewegen nur die Figuren und sind überrascht, dass das Spiel sehr bald zu Ende ist, ohne verstanden zu haben, worum es eigentlich ging.
Wenn jemand bei mir auf die Bühne geht, geht es ihnen manchmal ähnlich: Sie haben viele Ideen darüber, was witzig wäre oder „was ein Clown macht“. Sicherlich haben sie Humor und lachen gerne. Auf der Bühne aber herrschen Gesetzmäßigkeiten und auf der Clownbühne vielleicht noch mehr. Kein Wunder, dass es einem dabei oft mulmig wird. Spannend wird`s auf jeden Fall.
Diese Gesetzmäßigkeiten sind keine „Regeln“ oder ein allein von mir erdachtes „Diktat“. Sie orientieren sich allein an unseren Seh- und Orientierungsgewohnheiten und an der allgemeinen Dynamik der Komik. Diese bleiben sich gleich, auch wenn der Inhalt (worüber wir lachen, was uns gerade erheitert) so verschieden und wechselhaft sein kann, wie es Menschen gibt. Wir alle wollen die Kontrolle behalten. Die Gesetzmäßigkeiten von Bühne und Komik aber „zwingen“ uns dazu, uns hinzugeben und sie zu akzeptieren. Wenn nicht, erstickt das Lachen im Keim.
Diese „Richtlinien“ kennenzulernen und sie zu verkörpern, ist nicht allein für den Gang auf die Bühne essenziell, sondern beeinflussen, wie wir auch sonst mit uns umgehen. Deshalb wird es erst witzig, wenn jemand bereit ist, sich auf eine Bewegung und auf die damit verbundene Emotion einzulassen, als wären sie das Einzig Wahre. Das dies komisch sein muss, erkennen wir gerne und sofort bei anderen. Denn das Absolute ist nie wahr. Wenn jemand dies so sieht, ist dies entweder zum Lachen. erzeugt Entsetzen oder schafft Anhänger, die dies gerne glauben wollen, egal wozu dies führt. Bei uns selbst ist dies oft peinlich und nicht in unserem Sinne. Wir wollen ja, ernst genommen werden und kontrollie
ren uns daher automatisch. Das hindert uns daran, uns der Komik und dem „Spiel des Lebens“ hinzugeben.
Wenn wir uns erlauben, „aus einer Mücke einen Elefanten zu machen“, erleben wir einen Grundwitz, besonders dann, sowohl wenn diese Mücke uns besonders „heilig“ erscheint als auch wenn wir ihr keine Beachtung schenken. Wenn wir auf der Bühne „dem Faden folgen“ lernen, kann aus einem „Bauchgefühl“ ein ekstatischer Moment werden; aus einer Schimpftirade eine Selbstzufriedenheit. Aus dem Versuch, schlank durch das dauerhafte Einziehen des Bauches zu werden, liegt eine Niederlage durch den nicht aufzuhaltenden Wiederkehr der bekannten wohligen Wölbung nah. Aus dem Erleben des bekannten umfassenden Gefühls, peinlich zu sein, kann durch die bewusste Wiederholung eine gewisse Erleichterung entstehen – besonders dann, wenn das Publikum wohlwollend applaudiert.
Das Jahr geht zu Ende. Das ist immer eine Gelegenheit zur Besinnung und zu einer Art Bestandsaufnahme. Am Ende bin ich auf jeden Fall froh, bis zum 3. Januar freizuhaben.
Die letzten Tage habe ich dazu genutzt, das ganze Programm 2024 ins Internet zu stellen und sonst abschließende Arbeiten zu erledigen. Ich genieße es, endlich wieder zu Hause zu sein, die Gedanken schweifen zu lassen und Klavier und Oboe zu üben. Das ist meine besondere Art, mich zu entspannen.
Wenn meine Gedanken schweifen, kreisen sie immer wieder um den Humor. Je mehr ich durch den Bildungsurlaub Menschen kennenlerne, für die das Spiel und insbesondere das Clownspiel und Humor nicht selbstverständlich zusammen gehören, treffe ich auf die unterschiedlichsten Erwartungen, was in einem Seminar zu diesem Thema geschieht. Oft sind manche überrascht, dass es auch darum geht, sich selbst einzubringen und nicht nur „unterrichtet“ zu werden. Im selben Seminar kann es passieren, dass es dem einen zu spielerisch wird und dem anderen zu theoretisch.
Ich empfinde es als gerade „lösend“ und erheiternd, wenn Komiker oder KomikerInnen sich nicht so wichtig nehmen. Denn dies empfinde ich als die geeignetste Position, die Welt und sich selbst zu sehen, nicht nur um darüber lachen zu können, sondern auch gerade um darin sinnvoll handeln zu können, ohne die Dinge zu vereinfachen. Das mindert mitnichten unsere Ernsthaftigkeit und Wirkung – im Gegenteil.
So hat es mich in diesem Jahr herausgefordert, im besonderen Maße Menschen zu begegnen, die sich eher eine Schlagfertigkeit wünschen, nämlich auf alltägliche Schläge (besonders im Beruf) witzig und treffsicher zu antworten. Das erinnert mich mehr an: „wie Du mir, so ich Dir“. Gleichzeitig wollen sie niemand „verletzen“. Sie wollen wirken (auf andere), ohne (selbst) die Folgen zu tragen. Manche wollen sich spielerisch „austoben“, ohne sich eine Blöße zu geben oder an etwas „festgemacht“ zu werden.
So freue ich mich, wenn jemand sich selbst auf der Bühne überraschen lässt oder wie neulich im Raum jemand bei einer „Esel-Übung“ plötzlich in Lachen ausbrach, als sie zum ersten Mal durch die Hilfe ihrer Mitspielerinnen ihre eigenen „Esel“ erlebte. Auf einmal wurden die Übungen zum Spiegel einer sonst innerlichen Realität für sie selbst real und nicht weiter „fiktiv“, wie sie sie bis dahin nannte.
Ich bin auch dankbar – besonders in diesem Jahr, dass durch die Auswirkung von „Covid“ besonders geprägt war, dass mir so viele treu geblieben sind und ihren Weg mit dem Clown und dem Humor gehen wollen. Danke auch für die positiven Rückmeldungen zum Newsletter – nach manchmal vielen Jahren des Lesens.
Mit meinen herzlichsten Wünschen für eine frohe Weihnacht und einen guten Start ins kommende Jahr und, wie immer - für einen humorvollen Alltag,
David Gilmore
Diesen Spruch von Peter Ustinov habe ich zum ersten Mal in einem Artikel von Axel Hacke in der Zeit gelesen (Zeit 37/2023).: „Die Kunst, heiter zu bleiben“. Den Begriff "Heiterkeit" benutze ich wenig. Ustinov verkörperte definitiv diese wohltuende Eigenschaft.
Was in Clown-Kreisen so selbstverständlich erscheint und der „Zeitgeist“ verlangt, fällt Axel Hacke nicht so leicht. Er gibt zu, dass ihm die Heiterkeit fehlt. Dafür versucht er der Heiterkeit mit Worten auf den Grund zu gehen. Es lohnt sich, ihn zu lesen.
Gerade habe ich die zweite Jahresgruppe mit einem Auftritt der Teilnehmerinnen vor eingeladenem Publikum zu Ende gebracht. Es waren die Ehemänner und eine Tochter dabei. Sie hat sich über die Mama köstlich amüsiert, die eine wirklich reife Leistung auf die Bühne brachte, wie alle vier insgesamt. Oft ist es so, dass eine solche Gruppe trotz Nerven und Vorbehalte dann doch über sich hinauswächst und so war das hier auch. Im besonderen Maße, muss ich dazu sagen.
Denn es brauchte einige Narrensprünge, um einmal gemeinsam durch den covid-Stress durchzukommen (nur deshalb war die Gruppe so klein) und ebenfalls mit dem selbstgemachten Stress (mit den eigenen Anforderungen) und mit dem gemeinsam erzeugten Stress (mit den Anforderungen untereinander) zurechtzukommen. Und doch haben sie an dem Tag zur rechten Zeit, jeweils die Entscheidung getroffen, sich ganz auf den Moment und auf den Auftritt zu konzentrieren und sich aufeinander einzulassen. Alle Achtung - eine professionelle Leistung mit viel Witz und Spiellust. Ich wünsche ihnen natürlich, dass sie diese Art des Umgangs auf für den Alltag zum Vorbild nehmen können.
Humor in den Alltag bringen ist gar nicht so leicht und nicht alle, die dies für sich wünschen, sehen das Spiel des Clowns als einen Weg dorthin, weder zu mehr Heiterkeit für sich, noch für den Humor im Umgang mit anderen. Das musste ich zum ersten Mal neulich bei einem Bildungsurlaub besonders erleben, obwohl die Ausschreibung seit 2018 so geblieben ist und es mir immer bisher möglich war, einen Zugang zu Menschen aus der Arbeitswelt zu finden, die den Humor nicht unbedingt mit dem Clown bzw. mit Spiel verbinden. Langsam erhole ich mich von dem Schock und hatte das Glück gleich beim darauf folgenden Bildungsurlaub meine Erkenntnisse daraus mit erfolgreicher Wirkung anzubringen.
Auch Axel Hacke ist darüber im Klaren: Wir müssen nicht heiter sein. Wir können uns und niemand dazu zwingen. Es gibt nicht wenige Menschen, die aus entsprechender Erfahrung eher Humor nutzen wollen, um schlagfertig zurückzuschlagen und so vermeintlich ihr Gleichgewicht und ihren Respekt wieder herzustellen. Wahr ist, wie Axel Hacke anmerkt: „… treffen wir oft im Alltag „den Grimm im öffentlichen Umgang“, der u.a. auf die gnadenlosen Anforderungen des Alltags zurück gehen. Wer will schon dies auf sich sitzen lassen?
Und woher so gnadenlos. Herr Hacke bringt die Neigung zum allgemein grimmigen Umgang in Zusammenhang mit einer Tendenz in Deutschland, besonders nach dem Krieg, sich dem Trauer zu verweigern und dem Wiederaufbau hizugeben (siehe das 1967 erschienene Buch von Alexander und Margarete Mitscherlich: „Die Unfähigkeit zu trauern“). Ob das nur auf Deutschland allgemein im besonderen Maße passt?
Auch in anderen Ländern scheint es so zu sein, dass Mitgefühl und Beruf im öffentlichen Umgang anscheinend nicht gut zusammen gehen. Dennoch kann nur ein versöhnlicher Humor lösend wirken und dafür ist das Clownspiel absolut geeignet. Es muss nur klar angekündigt werden und das war wohl hier nicht ausreichend der Fall.
Solange wir endlich Sommer-ähnliches Wetter hatten, bin ich oft im Garten gewesen beim Graben und Pflanzen. Humor zeigt sich auch in vielem wie ein werdender Garten, so wie wir uns als Menschen entwickeln.
Die Art und Qualität unseres Humors ist eng mit unserer Entwicklung als Mensch verbunden. Er mag anfangs ungeplant, spontan geschehen und viel Gestrüpp ist dabei. Mit der Zeit aber zeigt sich eine Ordnung in der Art, wie wir mit uns und anderen umgehen. So entwickeln sich so viele Formen des Humors, wie es Menschen gibt. Nur bleibt unser Humor ein privates Geheimnis, solange er nicht von anderen und mit anderen geteilt wird.
Gesellschaftlich wie bei der PartnerInnensuche wird Humor immer großgeschrieben. Jedoch: Was er komisch findet, findet sie es nicht unbedingt und natürlich umgekehrt auch. Im Gegenteil: Beabsichtigter Humor kann Entsetzen und Abneigung auslösen. Er wird oft genug als Tarnung oder als ein „Habe-ich-nicht-so-gemeint“, wenn die Aussage durchaus gemeint war. Ich sage dazu: Es gibt nichts, was an sich komisch ist, aber es gibt nichts, worüber wir nicht lachen könnten. Es fragt sich nur: mit welcher Absicht?
Oft wird mit Humor eine grundsätzlich optimistische Haltung gemeint. Vielleicht geht es um eine Herzlichkeit, die eine grundsätzliche Wertschätzung ausstrahlt und die Dinge in einem größeren Zusammenhang sieht mit einem lachenden Augen aufgrund eines breiten Erfahrungsschatzes, so wie oft Großeltern auf ihre Enkel wirken.
Gemeinsamer Spaß und Scherzhaftes beruhen auf dem Grundsatz, dass niemand dabei wirklich verletzt wird, selbst wenn der Humor „schwarz“ ist. Slapstick und Witze auf Kosten anderer gehen davon aus, dass alles tatsächlich in einer Atmosphäre gegenseitiger Spielfreude geschieht. Wenn dies nicht der Fall ist, dann weil die Witze tatsächlich darauf abzielen. Ironie, Zynismus und Sarkasmus sagen mehr über den seelischen Zustand eines Menschen aus, der sie zum Ausdruck bringt als über das Ziel des Witzes. Über Satire lachen nur diejenigen, die denselben Standpunkt teilen. Daher lachen nicht alle über Narren und Närrinnen, insbesondere die Zielscheibe nicht.
Zum einen hilft das Clownspiel auf jeden Fall: Durch absolutes Erleben (verstärken, übertreiben) die Absolutheit der eigenen Glaubenssätze dem Spiel auszusetzen und durch den entstandenen Witz ihre Macht zu nehmen, zu relativieren, abzumildern und dem Lachen preiszugeben. Das nennen wir: Über sich selbst lachen. Das heißt, das Spiel, die Lebensfreude und das gemeinsam Menschliche an erste Stelle zu stellen. So bearbeiten wir unseren seelischen Garten und lassen Lebensmut, Spiellust und Mitgefühl erblühen. Diese Art Humor schließt den nötigen Ernst nicht aus. Im Gegenteil. Uns ernst zu nehmen stellt den Rahmen für den Freiraum, den wir brauchen und den der Humor uns verschafft.
Es ist natürlich, recht haben zu wollen, besonders wenn wir das Gefühl der Ohnmacht kennen. Ein Recht auf unsere Empfindungen habe wir ja und es ist wichtig, sie zu erfahren. Auf Dauer führt das Rechthaben nur in eine Sackgasse, in die unsere Welt immer wieder hinein steuert.
In der Schule war ein Junge in unserem Jahrgang – Robbins hieß er mit Nachnamen – ich meine, er hieß mit Vornamen Michael. Ich stand ihm nicht sehr nah, nur in einem: Er kannte und sang alle Bob Dylan-Lieder der Zeit - auswendig. Ich mochte Dylans Art, die Komplexität der Wirklichkeit und die menschlichen Widersprüche gewitzt und einfach auszudrücken. Er löste sie nicht. Er machte auf sie aufmerksam. Ich kaufte auch die Texte, denn sie sprachen direkt zu mir, so wie zu so vielen Menschen der Zeit.
Ich finde sie nach wie vor gültig, so schwer sie manchmal zu verdauen sind.
Unter anderem war dabei:
"Half of the people can be part right all of the time
Some of the people can be all right part of the time
But all of the people can't be all right all of the time
I think Abraham Lincoln said that
I'll let you be in my dreams if I can be in yours
I said that“
Bob Dylan: Talkin’ World War III Blues
Meine Frau sagt oft: „Ich mag nicht immer recht haben, aber am Ende liege ich nie falsch.“ Wenn ich mich danach richte, liege ich bei ihr auch nie falsch und manchmal gar richtig.
Ich muss auch noch an den Grundsatz von der Bildzeitung denken, den Günther Walraff herausfand, als er verdeckt dort arbeitete: „Erst Verwirrung stiften, dann aufklären“. Daher habe ich den Werbespruch: „Bild Dir Deine Meinung“ immer so verstanden: „BILD – Dir Deine Meinung“. Die Bildzeitung hat keine Meinung, sie gibt nur der Leserschaft ihre Meinung an sie zurück, so dass sie sagt: „Habe ich doch recht gehabt. Hier steht`s!“
Wir würden so gerne immer recht haben und recht behalten, vielleicht gerade weil wir uns oft so machtlos fühlen. Das Gefühl zu haben: „Es hört mir niemand zu“ ist nicht nur eingebildet. Und wir haben das Recht auf unsere persönliche Erfahrung und Sichtweise. Nur führt sie oft dazu, die Welt in „gut und schlecht“ bzw. „gut und böse“ so aufzuteilen, dass der Eindruck entsteht: Man brauche nur das „Schlechte“ zu „besiegen“, „abschaffen“, ausgrenzen, ausmerzen, ausrotten… (die Ausdrucksweise steigert sich je nach Grad des gerechten Zorns und der Hilflosigkeit), dann wäre „alles gut“. Und führt dies in die Katastrophe, kann man immer sagen (falls es ein „Nachher“ gibt), „Ich war schon immer dagegen“.
Gerade ein heilsamer Humor orientiert sich daran, einmal den offenen Spielraum zu schaffen, den wir als Menschen zum Atmen brauchen, als auch die Fähigkeit, menschliche und faktische Widersprüche einander gegenüberzustellen. Erst dann können wir darüber lachen und die Freiräume entdecken, die wir zur Lösung brauchen. Um Widersprüche zu lösen, müssen wir unsere Sichtweise erweitern, und anerkennen, dass wir nicht alles sehen, nicht alles sofort begreifen oder ausschließen können. Ein Clown löst Widersprüche nicht. Er genießt sie und findet neue Spielräume.
Mit herzlichen Grüßen für einen humorvollen Alltag, David Gilmore
Gerade komme ich aus St. Peter Ording von einem Bildungsurlaub „Das Feuer wieder wecken“. Ich erzähle dabei manche Geschichte sowohl aus meinem beruflichen Leben als Clown und Humorlehrer als auch aus meinem sonstigen Werdegang, da sie für mich nicht voneinander zu trennen sind.
Diesmal schien es passend, eine Geschichte aus meiner Kindheit zu erzählen: Ich war 8 Jahre alt und saß auf meinem Platz entsprechend der zweiten Klasse. Es war gerade ein Schulinspektor zu Besuch und wir durften uns in dieser Stunde frei entscheiden, womit wir uns beschäftigen, während er die Runde machte. Ich nehme an, er stellte den Schüler:innen beim Rundgang eine Frage zu dem, was sie gerade taten. Ich war ja von einem Buch total absorbiert, das mein Großvater mir schenkte. Er arbeitete zu dieser Zeit auf dem Wochenmarkt und wusste, dass ich Bücher „verschlang“. So brachte er einmal buchstäblich einen Haufen Bücher mit und „kippte“ sie auf meinem Zimmerboden aus. Dabei waren Geschichtsbücher, Märchen, Enzyklopädien und eine Reihe von Edward de Bono, die vielleicht zu den ersten „Self-help-Büchern“ gehörten.
Das Buch, das mich gerade beschäftigte, war eine Art Frage-und-Antwort-Buch des Allgemeinwissens. Ich las gerade einen Artikel zur Frage: What is a weed? Wie definiert man Unkraut? Plötzlich merkte ich, dass der Schulinspektor bei mir stand und mir über die Schulter schaute. Er fragte aber sehr freundlich: „Was liest Du?“. Ich glaube, ich zeigte es ihm. Ich kann mich nicht erinnern, irgendetwas geantwortet zu haben. „Well, then. Can you tell me what a weed is?“ Ich schaute ihn an, als hätte ich die Frage nie gehört. Ich war, wie gelähmt. Er deutete auf den Text. Ich sah nichts. Er deutete auf die Stelle, an der stand: A weed is a plant you don`t want growing in your garden.
Die Antwort kam mir doch bekannt vor. Ich hatte sie wohl schon gelesen. Die Antwort fiel mir aber trotzdem nicht ein. Was war los? Ich denke, zweierlei haben hier mitgewirkt: Ich befand mich plötzlich in einer mir leider sehr vertrauten Situation: Egal, was ich antworte, wird es nicht stimmen, wenn eine Autorität mich fragt (beispielsweise meine Mutter). Wahrscheinlich ist sie eine Trickfrage. Andererseits hatte ich von Gärten und Pflanzen keine Ahnung und außerdem mochte meine Mutter kein Unkraut. Das könnten also gar keine Pflanzen sein - sondern, Unkraut eben!. Ich schaute also nicht auf den Text, den ich gerade gelesen hatte, sondern suchte in meinem Hirn nach einem Wissen, das ich nicht hatte. Der Text reichte mir nicht, um mir Wissen zu vermitteln, da mir die praktische Erfahrung fehlte.
Gestern habe ich plötzlich folgenden Artikel gesehen: „Warum es kein Unkraut gibt“. Jetzt kannst Du mich jederzeit fragen – einen Garten habe ich inzwischen und die Angst vor Autoritäten weitgehendst verloren. Übrigens finde ich den Artikel interessant. Kommt mir bekannt vor.
Link zum Artikel Geo naturnaher-garten--warum-es-kein-unkraut-gibt
Mit herzlichen Grüßen für einen humorvollen Alltag,
David Gilmore
On the CNN-Website I saw the following article: "Democracy has its flaws but it has emerged from the pandemic in much ruder health than the alternative." This led me this morning to the following thoughts, a form of stream of consciousness.
The article stated that autocrats such as Putin or Trump made a number of poor decisions and miscalculations that most people in the end do not accept despite the spate of so-called "populist" utterances on social media. In the end people prefer consensual government.
This set off following thoughts: Most people don`t want to be forced to conform by anybody, whether government or other people. In a relationship telling your partner what he or she should do, is not a form of real communication if communication involves an exchange of ideas in order to understand each other. The other form is dictatorship, dictating and forcing others to do what one person wants. At the same time it is true that many people seem to want to dictate to others and seek in a dictator the one who tells the others what to do who otherwise in their estimation seem to "dictate" to them. They give their support to a possible dictator to force through what they themselves are incapable of doing.
In this sense its not surprising that people who feel helpless and out of control imagine that a dictator is the answer and someone who wants to dictate to others looks for the support of a mass of people who feel - for whatever reason - helpless and at a loss.That would explain why a dictator seeks to be a "populist" and needs the adulation of his supporters. Power relies on this support.
At the same time he (or she) wishes to annoy and exasperate all opponents by revelling in calling their notion of what is true or false "fake news". He (or she) presents himself (or herself) as a victim just as his supporters see themselves. On being called out on his/her own lies, this is seen as being part of a "witch-hunt" and obviously unfair while using any means at their disposal to go on the attack.
One strategy is to say that any obvious insult or lie was meant as a "joke". A joke is by definition nor serious and is without consequence. It has nothing to do with humour except for the dictator's supporters who enjoy laughing at their opponents consternation. This kind of "humour" is driven by anger and by the conviction that a dictatorship will get rid of all opposition and establish the ideal world supporters dream of in which they finally have the say-so. Little do they realise ...
So it is a question what consensual government is and how many flaws, poor decisions and miscalculations people will tolerate.
Auf der CNN-Webseite las ich folgenden Artikel: "Die Demokratie mag seine Mängel haben, sie geht aber dennoch aus der Pandemie eher gesünder als ihre Alternative." Das rief folgenden Gedankenstrom bei mir hervor.
Im Artikel stand: Autokraten wie Putin und Trump hätten eine Anzahl schlechter Entscheidungen getroffen und hätten sich mehrfach verrechnet, die die meisten Menschen letztendlich ablehnen, trotz vielerlei anderslautender "populistischer" Äußerungen in den sozialen Medien. Am Ende wollen Menschen mit bestimmen.
Das Gelesene löste folgende Gedanken aus: Die meisten Menschen wollen von niemand zu irgendetwas gezungen werde, weder durch eine Regierung noch durch andere Menschen. Kommunikation ist wohl eine Form des Austausches von Wünschen und Ideen, um sich gegenseitig zu verstehen und nicht um dem anderen zu sagen, was er oder sie zu tun hat. Wenn wir anderen sagen wollen, was sie zu tun und lassen haben und sie gar dazu zwingen, nennen wir das Diktatur. Es gibt wohl genügend Menschen, die genau dies wollen und suchen in einem Diktator jemand, der den anderen Bescheid sagt, die sonst nach dem eigenen Verstämndnis über mich bestimmen. Sie unterstützen einen Diktator, damit er oder sie dass durchsetzt, wozu sie nicht in der Lage sind.
Es sollte also nicht überraschen, dass ein Diktator als Antwort für Menschen erscheint, die sich hilflos und ohne Kontrolle in ihrem Leben fühlen. Wer anderen seinen Willen aufzwingen möchte, sucht die Unterstützung durch eine Masse Menschen, die sich aus welchem Grund auch immer hilflos und ohne eigene Kontrolle fühlen. Das erklärt, warum ein Diktator "populist" sein muss. Er braucht die Bewunderung und Huldigung durch diejenigen, die ihn unterstützen. Darauf beruht seine Macht.
Gleichzeitig will er oder sie seine Gegner auf die Palme bringen, sie ja zur Verzweiflung treiben, indem er/sie darin schwelgt, ihre Auffassung von richtig und falsch "Fake news" nennt. Er oder sie gefällt sich in der Opferrolle, so wie die eigene Gefolgschaft sich selbst sieht. Wenn man versucht, ihn auf seine Lügen festzunageln, nennt dies eine "Hexenjagd" ohne Grund. Ihm oder ihr ist dagegen jedes Mittel recht, um Gegener anzugreifen.
Eine Strategie besteht darin, eine offensichtliche Beleidigung oder Lüge eigentlich als "Witz" gemeint war. Ein Witz ist per Definition nicht ernst zu nehmen und sollte ohne Folgen bleiben. Das sollte aber gerade nicht witzig wirken außer für die eigene Gefolgschaft, die es genießt, über die Bestürzung der Gegner zu lachen. Diese Art "Humor" entsteht aus Zorn und aus der Überzeugung, dass eine Diktatur eine Opposition los wird und die ideale Welt nach Vorstellung der Unterstützer realisiert, in der sie endlich das Sagen haben.
Unter Humor verstehen Menschen so viel Verschiedenes. Was auf dem ersten Blick so einfach daher kommt, ist auf dem Zweiten recht komplex.Wie hilft uns das Spiel des Clowns und die Haltung des Narren?
Die meisten Menschen behaupten, Humor zu haben. Humor steht beim Dating ganz weit oben und wird allgemein sehr geschätzt. Nur einmal hat mir jemand gegenüber behauptet: „Lachen? Schon mal probiert, ist aber nicht wirklich meins“. Wahrscheinlich war das sein besonderer Humor. Wenn nicht, dann hatte dieser Mensch möglicherweise mit dem Lachen auch schlechte Erfahrungen gemacht. Denn worüber wir lachen, kann so verschieden sein und dabei kann bei manchen der Spaß aufhören.
Ich muss bei meinen Seminaren immer diese Tatsache berücksichtigen, wenn ich Menschen begleite, die sich mehr Leichtigkeit und Humor wünschen: Grundsätzlich gibt es nichts, worüber wir nicht lachen könnten, aber nicht alle finden das Gleiche zum Lachen. So verschieden die Menschen, so unterschiedlich der Humor. Deshalb freuen wir uns, wenn wir denselben Humor teilen, und dennoch gilt dies nie immer und für alles.
Zentral geht es meiner Meinung und Erfahrung nach, um zweierlei: Einmal um die natürliche Lebensfreude zu steigern, die wir beim freien Spiel erleben können. Dadurch erweitert und verstärkt sich unser Freiraum und unser Vertrauen in die Kraft und Möglichkeiten des Augenblicks.
Das ist die Welt eines Clowns bzw. einer Clownin.
Zum Anderen geht es um den spielerischen Umgang mit unseren gelernten Mustern, an denen wir uns bisher orientieren und wie wir uns und die Welt bisher verstehen. Dieselben Muster können unsere Welt und unsere Sicht aber auch einengen bzw. für die eigentlichen Möglichkeiten trüben. Oft sind sie der Grund, weshalb uns das Lachen vergangen ist.
Wenn wir lernen, sie „auf den Kopf“ zu stellen, und durch eine bewusste Inszenierung den Witz daran zu erkennen, erlauben wir uns, auch über das zu lachen, was wir bisher ernst genommen haben. Auf diese Weise eröffnen wir wiederum Freiräume und verlieren die Angst, uns zu zeigen und zu uns zu stehen, aus Angst ausgelacht zu werden. Wir finden unseren wirklichen Ernst und unsere Würde.
Das ist der Wert des närrischen Spiels.
Beide Elemente verändern unsere Perspektive, was wir uns erlauben und worüber wir lachen können.
Natürlich müssen wir auch mit Unglück und mit Bosheiten und mit Ungemach umgehen, die wir nicht verursacht haben. Dazu gehört auch Krankheit,Tod, üble Nachrede und Verfolgung (die Liste ist lang). Wir können uns beklagen, oder sie akzeptieren und uns zur Wehr setzen, wenn möglich. Ich denke, das kennen alle, spätestens durch die Erfahrung unserer Endlichkeit. Ich natürlich genauso. Solches Geschehen zu umarmen ist sicherlich nicht leicht. Die beiden Wege vom Clown und vom Narren sind eine Möglichkeit, damit umzugehen, nicht um sie ungeschehen zu machen. Die Art, wie wir mit all dem umgehen, ist es, was den Unterschied ausmacht.
Das Buch "When bad things happen to good people" Harold S. Kuschner ist da interessant. Das Buch, das noch nicht geschrieben wurde, heißt vielleicht: "When good things happen to bad people"...
Vielleicht ist das eine Perspektive auch für Dich.
Humor beschreibt ein breites Feld von Erfahrungen und Fähigkeiten. Jeder und jede haben ihn wohl, aber immer wieder - und manchmal dauerhaft - kann der Spaß aufhören. Dabei geht es in erster Linie, uns aus "Teufelskreisen" herauszulösen und Spielraum wieder zu finden.
Eine Teilnehmerin eines meines Coachings schreibt: "Nach meinem Spiel gestern hab ich verstanden, dass du u.a. gesagt hast, dass ich die anderen auch binde und Forderungen an sie stelle. Aber ist es schlecht, wenn ich will, dass man mir klar sagt, was von mir erwartet wird, und ich dann selbst entscheiden will, ob ich es erfüllen will oder nicht? Ich hab dieses Wünsche-von-den-Augen-ablesen-Müssen und die Bedürfnisse der anderen über meine eigenen stellen sollen so satt. Und ist es falsch, wenn ich will, dass ich so sein darf, wie ich bin, auch wenn das dann mal ungemütlich für andere ist, und ich trotzdem gemocht werden will? ..... da dachte ich, dass ich das wohl am besten mit der Therapeutin mache. Aber gibt es da vielleicht auch irgendetwas, das weniger schmerzhaft ist? Ein Zettel, auf dem steht, dass ich meinen Schmerz zulassen und zeigen darf, oder so?"
Ein Teil meiner kurzen Antwort: "... diese Fragen gehören meiner Meinung nach zu dem Teufelskreis, aus dem Du Dich befreien möchtest. Wie oft hast Du Dich schon gefragt und verstehen wollen, was und wie alles passiert und gleichzeitig auch noch zu begründen versuchst, weshalb Du meinst, Dich so reagieren zu müssen. ... Das alles gehört zum Teufelskreis, auch die Gedanken, mit den Du meinst, Dich befreien zu wollen - über den Verstand. ... Der Verstand wird Dich leider nicht aus Deinem grundsätzlichen Mißtrauen befreien. Wenn Dir das deutlich wird, wird Dir vielleicht klar sein, dass es doch einen "Narrensprung" braucht..."
Daraufhin die Antwort: "... irgendetwas in meinem Kopf sperrt sich zwar noch, aber ich glaube, du hast recht. Wenn ich nochmal nachhaken darf: Wie geht dieser Narrensprung? Und warum springe ich deiner Meinung nach nicht? Und falls aus Angst: Wie geht die weg?" Das ist nicht das erste Mal, diese Frage von ihr zu hören. So dreht sich das Karousell weiter.
Wir alle kennen mehr oder weniger dieses Gedankenkarousell, bei dem Gedanken und Gefühle sich abwechseln und sich gegenseitig bedingen und anregen. Sie führen jedoch zu keiner Lösung. Ich nenne sie "Teufelskreise". Wir kennen sie auch unter diesem Namen. Sie haben die besondere Eigenschaft, uns einzufangen und nicht loszulassen. Wir meinen oft, wir würden gerade dadurch uns von ihnen lösen. So wiederholen wir sie in dieser vermeintlichen Hoffnung immer wieder. Aus meiner Erfahrung braucht es einen "Narrensprung" - eine grundsätzliche Änderung der Perspektive.
Ich zitiere diesen "Fall", weil ich die Teilnehmerin lange kenne und sie immer wieder dieselben Fragen stellt und weiterhin darunter leidet. Anscheinend aber leidet sie nicht so sehr, dass sie notgedrungen die Frage beantwortet, was ihr fehlt und was sie wirklich braucht. Das wäre bei ihr schon ein Narrensprung. Sie versucht offensichtlch noch, den Schmerz und das Schamgefühl zu vermeiden, die sie gut kennt, um das mangelnden Selbstwertgefühl, das darunter liegt, abzumildern. Und genau das hält sie. Ihr geht es doch noch zu gut, könnte man meinen!
Es ist ihr mit meiner Regie als Hilfe tatsächlich schon gelungen, den sehr verschlungenen Teufelskreis, in den sie steckt, mit der roten Nase auf die Bühne zu bringen. Dabei hatte sie bei den anderen Seminarteilnehmer:innen einen großen Lacherfolg. Dennoch reicht auch dies bei ihr noch nicht, sich zu befreien. Ich hoffe, wir werden es schaffen, wie die Frau in den Bildern, die ihre Dusseligkeit nicht nur dadurch überwinden konnte, dass sie sie bewusst inszenierte und dem Lachen preisgab.
Sie hat es aber auch gewagt und mit meiner Hilfe zugelassen, ein Bild für die eigene Schönheit und Lebenslust zu finden und diese ebenfalls auf die Bühne zu bringen. Dafür bekam sie Anerkennung und Bestätigung. Für sie war dies ein bedeutsamer und lösender "Narrensprung". Hier mit ihrer Genehmigung zwei Bilder.
Einen solchen Erfolg wünsche ich der Teilnehmerin, die den heutigen Text bei mir veranlasste.
Um einen lösenden und befreienden Humor zum Mittelpunkt des eigenen Lebens zu machen, finde ich es wichtig, nicht nur die Komik im Leben zu finden, sondern auch zu begreifen, wo „der Spaß aufhört“ und dass wir oft auch „mithelfen“, unsere Lebendigkeit zu schmälern.
Besonders deshalb beschäftigen mich nicht nur Boris Johnson (siehe vorigen Blog-Eintrag), sondern auch das Phänomen Donald Trump. Manchen von Euch geht es bestimmt genauso. Über seine Auffassung von Humor brauche ich mich nicht auszulassen, da es in seiner Welt praktisch nur „Gewinner und „Verlierer“ gibt. Und seiner Meinung nach ist Humor, wenn man über die Schwächen der anderen lacht und andere noch mehr schwächt.
Es sind die Mittel, bei denen er meint zu gewinnen, die ich erschreckend finde. Erschreckend finde ich auch seine Art und die seiner Anwälte zu versuchen, die Gerichte zu politischen Zwecken auszunutzen, gerade wenn er klar illegal gehandelt hat. Oft löst er damit eine Lähmung bei seinen Gegnern aus, weil er sich immer wieder auf die amerikanische Auffassung von Freiheit beruft und die Latte für eine Verurteilung bei solchen Delikten in den USA sehr hoch liegt. Genau das nützt er aus.
Erschreckend finde ich aber auch dass ihm viele Menschen zujubeln, weil sie denken, er würde auch für ihre Freiheit stehen und nicht allein für seine Eigene. So stellt er sich gerne als Opfer von Regeln und Bevormundung dar. Viele Menschen fühlen sich auch so ungerecht behandelt. Am liebsten würde er sich von allen Regeln und Gesetzen befreien. Sie finden das auch gut. Das nennen sie dann „Selbstbestimmung“. Eine kritische, faktenbasierte Betrachtung ihrer Aktivitäten nennen sie dann wie er „Fake news“. Daraufhin bieten sie „alternative Fakten“ an. Er scheint, die Realität nach seinen Kriterien nach Belieben zu gestalten.
Dabei werde ich an die hilfreiche Lehre der radikalen Psychiater – gegründet von (Dr.) Claude Steiner, ein Schüler von Eric Berne (Transaktionsanalyse) in San Franzisco erinnert, bei denen ich ab 1979 zeitweise lernte und 1982 das Jahr verbrachte. Er fragte sich, wie wir „verrückt gemacht“ werden (und uns „verrückt machen“.) Er kam u.a. auf die Antwort: Durch Mystifizierung und Verwirrung der Tatsachen und durch Isolation der echten Opfer von Gewalt, Missbrauch und Verletzung. Genauer gesagt: Geschieht eine Verletzung, wird meistens der oder die VerursacherIn immer versuchen, die Verantwortung dafür von sich zu weisen, die Tatsachen (das Geschehen) zu verdrehen oder völlig anders herum zu erzählen bzw. einfach abzustreiten. Dafür gibt es unzählige Möglichkeiten. Wir sind alle kreativ, wenn es darum geht, uns von Unangenehmem und Selbstverschuldetem frei zu machen.
Wer dies will, versucht auch die Person zu verunglimpfen und zu isolieren, so dass er oder sie an sich selbst zweifelt und nicht mehr sicher ist, was tatsächlich geschehen ist. Möglicherweise war sie doch selbst schuld.
Auch wenn es ihr immer wieder misslingt, anderen davon zu überzeugen, wie es wirklich war, zieht sich die Schlinge immer mehr zu. Am Ende glaubt man u. U. selbst, alles verursacht zu haben. Das betrifft nicht nur Einzelne, sondern auch ganze Gruppen und Schichten.
Für mich ist Humor ein Zeichen wahrer Freiheit. Meine Erkenntnis ist, dass es zwar nichts gibt, was an sich „komisch“ ist, dafür aber nichts, worüber man nicht lachen, also lösen, könnte. Dafür müssen wir bereit sein, sowohl uns selbst in Frage zu stellen als auch zu erkennen, wie wir uns düpieren lassen. Das Schwierige ist: Das eine vom anderen zu unterscheiden. Wir sind auch nicht schlecht darin, nach „alternativen Fakten“ zu suchen. Das Ganze hat eine gewisse Komik, bis man merkt, wo dies hinführt. Können wir dann darüber lachen?
In der Reihe: Humor haben wir alle – es fragt sich nur, was für einen?