FAQs (Häufig gestellte Fragen)

An diese Stelle finden Sie Antworten auf Fragen, die mir immer wieder gestellt werden. Wenn Sie weitere Fragen haben, melden Sie sich bitte gern bei mir.


An welchen Orten finden Ihre Seminare, Workshops und Erlebnisabende und Jahresgruppen-Treffen statt?

In Freudenstadt, Hannover, Bad Herrenalb, Köln, Stuttgart, Pforzheim, Aschaffenburg, Wien, Karlsruhe, Itzehoe, Zierenberg, Luzern, Dresden, auf Norderney, Insel Reichenau und zukünftig auch auf Sylt. Meine Seminare finden teilweise in Seminarhäusern statt, teilweise in den eigenen oder angemieteten Räumen meiner Veranstalter.

Ich bin ganz unerfahren mit „Clown“, habe aber totale Lust, etwas in der Richtung zu machen. Wo steige ich damit am besten ein?

Am besten ein Basisseminar belegen oder an einem Erlebnisabend teilnehmen.

Wie kamen Sie persönlich zum Clown-Dasein und wo haben Sie gelernt, was Sie können?

Einmal habe ich das, was ich gerade beschrieben habe, selbst gebraucht. Als Kind habe ich früh aus eigener Not danach gesucht, wie ich mich dauerhaft freuen kann und mich lösen kann. In dem Zusammenhang steht mein »Narrensprung« 1972 nach Deutschland (Westberlin), um meinen Humor zu finden. Danach gab es weitere »Sprünge«, nach Tübingen, nach San Francisco, nach Freudenstadt und jedes Mal ging es um weitere »Lernsprünge«, sowohl für mich persönlich als auch um das Handwerk des Clownspiels und der Improvisation zu erlernen. Gerade in San Francisco konnte ich die ersten Kurse in dieser Richtung, die ich in Deutschland schon absolviert hatte, vertiefen. Ich konnte auch meine persönliche Entwicklung dort weiter fortsetzen: Den Kontakt zur Radikale-Psychiatrie-Bewegung unter Dr. med. Claude Steiner, dessen Vertreter ich in Berlin schon bei einem Workshop im Kommunikationszentrum Friedenau (»Kommrum« – dort war ich 1978 Mitbegründer) kennen und schätzen gelernt hatte. Ich habe 1983 Johannes Galli als Clown in Tübingen kennen gelernt und blieb bis 1987 bei ihm. Seit 1983 und auch schon davor habe ich persönliche Entwicklung und Therapie immer mit kreativen Fähigkeiten verbunden, mit der Betonung auf Humor und Komik.

Was ist ein Narr? Was ist ein Clown?

Der Clown steht für Spiel- und Lebenslust. Er will, dass Menschen lachen und sich freuen. Er tut alles dafür. Der Narr steht für das Bedürfnis nach Wahrhaftigkeit: Was stimmt hier wirklich? Er ist bereit, alles zu geben, um die Widersprüche, Gegensätze und Unstimmigkeiten deutlich zu machen, die ihm auffallen, am besten dadurch, dass man über sich selbst lacht. Dabei sind Clown und Narr symbolische, historische Vorbilder, die das Rüstzeug bieten, wie wir in unserem Leben lebendig bleiben, authentisch und humorvoll. Für beide steht die "Null" als Symbol, weil sie "Nichts" darstellen müssen, aus dem Rahmen fallen und überall eingesetzt werden können. Der Weg des Narren heißt für mich Mut zum Menschsein. Das bedeutet für mich, die Sprache des eigenen Herzens zu finden und danach zu leben. Dafür braucht es Spiel- und Freiraum fürs Fühlen, Denken, Handeln. Dafür braucht es den Lebensweg mit dem Herzen zu gehen, sich "Narrensprünge" zu erlauben und für Wahrhaftigkeit einzusetzen. Sie können sich in alle Lebenshaltungen und Perspektiven einsetzen und bringen die Menschen sowohl zum Lachen als zum Nachdenken. 
Kurz: Ein Clown ist jemand, für den oder für die Lebensfreude, Lebendigkeit und Spiel höchste Priorität haben. Er fühlt sich wohl, wenn Menschen miteinander lachen, einander wertschätzen und sowohl die eigene Komik als auch das Komische im Leben sehen. Für einen Narren ist all das auch wichtig, nur zeichnet ihn die Liebe zur Wahrhaftigkeit aus. Er fühlt sich wohl, wenn Menschen stimmig sind. Deswegen fällt es ihm besonders auf, wenn dies nicht der Fall ist, wenn Menschen das eine sagen und das andere tun. Bei ihm ist oft die Frage: Wer lacht hier überhaupt?

Sind Sie selber praktizierender Clown mit eigenem Programm?

Mein persönlicher Werdegang spiegelt die Suche nach beiden Spielarten von Clown und Narr wieder. Eigene Rollen und Programme habe ich entwickelt und über Jahre gespielt, vor erwachsenem Publikum und auch in meinem eigenen Kindertheater. Heute trete ich auf Einladung auf. Gerade entwickle ich neue Auftrittsmöglichkeiten im Internet. Mein Focus heute: Ich habe einige praktische Mittel und Methoden gefunden und entwickelt, andere Menschen bei ihrem Weg zu begleiten, damit sie ihr Spiel und ihre Wahrhaftigkeit leben und ihren eigenen Humor, ihren eigenen Clown, den eigenen Narren in sich zu finden. Diese werde ich zunehmend im Internet darstellen und – sobald es wieder möglich ist - dies auch vor Publikum tun. 

Was ist Ihr persönliches Ziel als Clown?

Zu mir kommen Menschen, die mehr vom Leben suchen: Mehr Humor, mehr Leichtigkeit und Spielraum für Veränderungen. Wem ein vertrauensvoller Freiraum fehlt, wo jemand sich unterstützt ermutigt fühlt, bei allem Ernst die Komik zu sehen, biete ich im Clownspiel einen Weg, gelöst und gestärkt zu handeln, im Alltag wie auf der Bühne.

Wie schätzen Sie die Bedeutung von Humor im Alltag ein?

Sie können sich vorstellen, dass es gerade mir bei meiner Geschichte und Lebensweg wichtig ist, dass die Lehren und Fähigkeiten, ein Clown zu sein, für den Alltag entscheidend sind. Wir brauchen den inneren Freiraum, um unseren äußeren Raum entsprechend zu gestalten.

Können Sie als Clown Alltagsproblemen immer mit Humor begegnen?

Viele Menschen versuchen, Problemen des Alltags mit ihrer Form des Humors zu begegnen, möglicherweise alle. Welche Form des Humors worüber sie lachen und was sie wie komisch finden, unterscheidet sich enorm. Es gibt nicht nur eine Form des Humors. Es gibt zwar nichts, was an sich komisch ist, aber auch nichts, worüber man nicht lachen könnte. Unser Umgang mit uns, mit anderen und mit den sonstigen Umständen des Lebens hängt auch davon ab, was wir ernst nehmen und auch wie ernst wir etwas nehmen. Es ist entscheidend, uns sowohl ernst zu nehmen als auch uns nicht ernst zu nehmen. Es ist wichtig, andere ernst zu nehmen und gleichzeitig zu merken, womit manche ernsthaft einer Täuschung erliegen. Wie wir sowohl Ernst als auch Komik definieren, bestimmt unsere Art von Humor. Grundsätzlich gilt für mich, dem Leben verpflichtet zu sein, wie Albert Schweizer es mal ausdrückte. So geht es mir in erster Linie um einen Humor, der uns löst und Spielraum schafft, – nicht um Zynismus, Sarkasmus oder auch Ironie, wenn sie unsere Sichtweise und unseren Spielraum einengen – auch wenn es manchmal Spaß macht und manchmal angezeigt ist, das Leben so zu betrachten.

Was sind das für Menschen, die Ihre Angebote nutzen?

Zu mir kommen Menschen, die mehr vom Leben suchen, mehr Humor, mehr Leichtigkeit und Spielraum für Veränderungen. Ihnen fehlt ein vertrauensvoller Freiraum, wo sie sich unterstützt, gesehen und ermutigt fühlen, bei allem Ernst die Komik zu sehen. Sie finden im Clownspiel einen Weg und die Werkzeuge, gelöst und gestärkt zu handeln, im Alltag wie auf der Bühne. Es sind neugierige Menschen jeden Alters, jeder Herkunft. Studenten, Angestellte, Freie, Menschen in Wandlungsprozessen, von jung bis alt.

Wie sieht Ihre Arbeit in Corona-Zeiten aus? Wenn Sie mit Online-Seminaren arbeiten: Was unterscheidet die Arbeit online von der in Präsenz-Seminaren?

Corona hat mich, wie viele andere, auf die Probe gestellt – ich durfte ja keine PräsenzSeminare geben. Ich musste den Kontakt zu meinen Jahresgruppen aufrecht erhalten, sodass die Teilnehmer nicht verzweifeln. Ich fing an, endlich das zu machen, was ich lange vorhatte: Einen Youtube-Kanal einzurichten, wo Interviews und Informationen von mir stehen, um aufzutreten und Auftritte und Lehreinheiten weiter entwickeln kann, wodurch ich doch mehr Freiraum habe. Ich fing an, ein Studio bei mir zu Hause aufzubauen, die Technik zu beschaffen und zu lernen, damit umzugehen. Im Dezember habe ich meine neue Jahresgruppe online abgehalten und ausgefallene Seminare online veranstaltet. Ich lerne, wie diese genauso erlebnis- und prozessorientiert sein können, wie meine Seminare sonst verlaufen.

Wie hat sich die Nachfrage nach Ihren Angeboten in Corona-Zeiten verändert?

Gerade im Sommer hatte ich 30 Anmeldungen für das Clowncamp am Wusterwitzer See in Brandenburg. Zu dem Zeitpunkt habe ich Kurse noch mit Maske durchführen dürfen. Wir waren auch bei dem schönen Wetter fast nur draußen und konnten die Abstandsregeln gut einhalten. Alle haben ein großes Bedürfnis danach, zusammen zu sein und zusammen zu spielen und erleben. Das würden wir alle vorziehen. Was online-Kurse betrifft: Viele Menschen haben noch vor der Technik Angst. Sie bezweifeln oft auch, ob ein Online-Angebot überhaupt Spaß machen kann bzw. was bringt, wenn die Teilnehmer*innen nicht „wirklich“ zusammen sind.  Kürzlich habe ich über die Clownschule in Hannover (TUT) eins meiner Seminare: »Creative Vision – Das Ziel ist im Weg« übers Internet angeboten. Es waren erst acht Anmeldungen da, viel weniger als sonst für dieses Seminar. Drei Tage bevor Niedersachsen Präsenz-Seminare untersagte, schlug ich vor, das Seminar online anzubieten. Daraufhin sagten fünf Teilnehmer ab. In den folgenden Tagen meldeten sich aber insgesamt sieben Leute an. Und im letzten Moment auch noch jemand  Es waren am Ende doch elf Teilnehmer*innen insgesamt. Das Seminar lief prächtig, auch das Zusammenspiel.

Wie wichtig sind Lachen und Humor in Zeiten wie diesen und warum können Clowns gerade jetzt besonders gebraucht werden?

Es hilft immer, wenn wir lachen können. Niemand braucht mehr daran zu zweifeln, dass Lachen gesund ist. Das wusste man eigentlich vor den wissenschaftlichen Untersuchungen auch schon. Corona bietet noch eine Herausforderung mehr: Wie wir mit uns und anderen Menschen umgehen und wie wir verantwortungsvoll handeln, auch wenn wir die Schnauze voll haben oder verzweifelt sind. Schon vorher stand die Frage im Raum, wie mit Frust, Ärger und Angst umgehen und wie  Verantwortung für das eigene Leben übernehmen. Clownspiel fördert eine hohe Selbstwahrnehmung wie auch eine Verantwortung für die eigenen Gefühle und setzt sie spielerisch um. Ein Clown weiß nicht vorher, was aus seinem Spiel wird. Wenn er von einer Grundannahme oder von Konzepten ausgeht, hört der Spaß ziemlich schnell auf. Er vertraut darauf, dass er lebendig und froh bleibt, wenn er das Leben und alle Umstände umarmt, anstatt in allem, was er nicht mag, einen Gegner zu sehen, den er bekämpfen muss. Ein Clown vertraut auf die Lebenslust und auf den Lebenswitz.

Kann ich bei Ihnen eine Clownsausbildung machen, um dann später aufzutreten oder ist das, was Sie machen, nur für Hobby-Clowns?

Meine Ausbildung wendet sich an alle, sowohl an diejenigen, die später auftreten wollen, als an diejenigen, die erst einmal für sich diesen Weg suchen. Manchmal sind gerade die letzteren überrascht, dass sie im Laufe der Ausbildung oder danach tatsächlich mit ihrer Figur auftreten und sich neue Möglichkeiten durch die Bühne oder als Begleiter auftun. Für diejenigen, die unbedingt auf die Bühne wollen oder Menschen als Clown begleiten wollen, biete ich sowohl Spielertrainings, Methodentrainings als auch Regie an.

Nach welcher Methode unterrichten Sie? In welcher Tradition?

Ich verbinde viele Methoden. Einmal geht es mir um Entwicklung des körperlichen Ausdrucks, um die Verbindung von Körper, Gefühl, Stimme und Absicht. Dazu dienen sowohl schauspielerische und mimische Grundlagen, die aus den Schulen Stanislawsky, Leo Strasberg und Grotowski, Marcel Marceau und Étienne Decroux kommen. Einmal geht es um die Fähigkeit, aus dem Augenblick zu improvisieren, die ich aus meinen Erfahrungen u.a. mit den Blake Street Hawkeyes (Whoopi Goldberg ist von dort das bekannteste Mitglied), Teens `n Theater San Francisco und Theaterimprovisation nach Viola Spolin. Mein langjähriger Hauptclownlehrer (1983-1987) Johannes Galli (Freiburg) brachte viele dieser Elemente zusammen u.a. die Verbindung der eigenen Geschichte sowohl mit dem Clown- als auch mit dem Märchenspiel. Zusätzlich habe ich einen langjährigen Hintergrund in Gestalttherapie, körper- und atemorientierte Therapieformen, 10 Jahre als Lehrer im Team des Hoffmann-Quadrinity-Prozesses und 11 Jahre persönliche (noch andauernde) Supervision bei dem Körper- und Atemtherapeuten und Supervisor Jakob Fuhrmann (München). Ich verbinde den persönlichen mit dem spielerischen Prozess (Clown und Narr) sowohl für die Bühne und Gestaltung als auch für den persönlichen kreativen Lebensweg (HumorCoaching).

Kann ich bei Ihnen auch eine Klinik-Clown-Ausbildung machen?

Ich biete nicht direkt eine Klinik-Clown-Ausbildung an, obwohl ich dies in der Vergangenheit getan habe. Meine Ausbildung bietet aber eine von der Clownschule in Hannover anerkannte Grundlage für diese Arbeit. Ich selbst habe 15 Jahre als Clown und Narr in der Psychiatrie im Kreiskrankenhaus Freudenstadt gearbeitet, wie auch in psychomatischen Kliniken und ein Klinik-Clown-Projekt in der Schweiz geleitet.

Ich bin schon Klinik-Clown mit Ausbildung. Was kann ich bei Ihnen dazu lernen?

Das kommt darauf an, was Ihnen noch fehlt bzw. was noch Ihr Ziel ist. Ich kann die direkte Erfahrung in Kliniken supervisorisch begleiten. Ich kann auch die Weiterentwicklung dieser Arbeit praktisch begleiten, den Weg auf die Bühne durch Spielertrainings bzw. Regie, eigene Projekte unterstützen oder Sie persönlich beraten.

Ich habe schon erste Erfahrungen mit der Bühne gemacht. Wo steige ich bei Ihnen damit am besten ein?

Der beste Weg ist, an einem Erlebnisabend bzw. an einem Wochenende teilzunehmen (Basisseminar). Wir können uns nach dieser Erfahrung unterhalten und sehen, wohin die Reise gehen könnte und welche Angebote von mir passen würden. Die Jahresgruppe wäre meistens die beste Möglichkeit, kontinuierlich weiterzukommen.

Inwieweit hilft mir der „eigene“ private Clown oder Narr im Alltag und in der Arbeit?

Im Mittelpunkt meiner Arbeit steht der eigene Humor, erst einmal für sich persönlich als auch als Clown oder Narr. Ich habe von Anfang an den Clown und das Narrenspiel als Mittel zur persönlichen Entwicklung des Humors gesehen und genutzt als auch den persönlichen Prozess zur Entwicklung einer eigenen Clownfigur. So ist meine Arbeit konzipiert, was in den Jahresgruppen am deutlichsten zusammenkommt. Ich habe in den letzten Jahren Fortbildungen für den beruflichen Kontext entwickelt, die sowohl die Kommunikation im Alltag und Beruf als auch den Umgang mit sich selbst, die Themen wie Burnout, Lebensgestaltung und persönlichen Weg behandeln. Ich biete auch persönlich, telefonisch und per zoom Beratung mit spürbaren Erfolgen in diesen Bereichen an.

Ich finde mich gar nicht witzig. Sollte ich es trotzdem einmal mit Clownsarbeit versuchen? Was hätte ich davon?

Bei mir geht es gerade darum, den eigenen Humor zu entwickeln. Jede/r hat Humor, aber nicht alle lachen über dasselbe. Eigentlich geht es mehr darum, sich den Freiraum und Spielraum dafür zu erlauben, als sich mit dem Witz zu beschäftigen. Das ist der zentrale Aspekt dieser Arbeit und von daher für alle etwas Wesentliches und Sinnvolles.

Bieten Sie auch Einzelarbeit an? Ich frage als eine, die ihre Clownsfigur weiterentwickeln möchte.

Ich arbeite immer wieder einzeln mit Interessierten. Selbst per zoom kann man Regiearbeit durchführen und Spielaufgaben begleiten.

Arbeiten Sie auch online über Zoom oder andere Kanäle? Wegen Corona stelle ich mir Arbeit in Gruppen und mit Mundschutz schwierig vor.

Ich habe im letzten Jahr von Juni bis November Seminare mit Mundschutz durchgeführt. Ich war selbst erstaunt, wie gut sie gingen. Unterstützt wurde ich durch die Bereitschaft, sie auch einzusetzen und die Abstände einzuhalten. Ich habe dazu zusätzliche Methoden entwickelt, wie es möglich ist, zusammenzuspielen und doch den Abstand einzuhalten, was zusätzlich zu der Maske wichtig ist. Auch mit der roten Nase konnten wir arbeiten. Seit Dezember führe ich online-Seminare durch. Auch meine Jahresgruppe habe ich erst einmal online angefangen. Ich lerne ständig dazu und werde immer mehr Angebote online anbieten. Ich habe vor, noch Lehrgänge online durchzuführen und Auftritte als Clown und zu den verschiedenen Themen um den Humor.

Wozu haben Clowns die rote Nase auf? Macht es sie gleich lustiger oder erkennt man Clowns einfach daran?

Die rote Nase hat tatsächlich für viele eine erheiternde Wirkung. Wenn alle eine rote Nase tragen, merken wir eher, was uns miteinander verbindet, als das was uns trennt. Dadurch fühlen wir uns einander näher und gelöster. Eine rote Nase anzuziehen hat für mich auch die Wirkung, bewusst in die Welt des Spiels einzutreten, entweder für sich alleine oder mit anderen in einer Gruppe. Diese Welt ist die Welt, die ich als „Null“ bezeichne. Sie unterscheidet sich von der alltäglichen Welt der „Prägung“ - von der Welt, die wir angenommen haben, dass sie so ist, wie sie ist. Die spielerische Welt der „Null“ ist völlig offen und erlaubt uns, uns auf andere Weise kennen zu lernen als sonst. Die rote Nase anzuziehen, macht diese Welt praktisch erlebbar. Ich kann sie anziehen. Ich kann sie auch ausziehen. Ich wähle die rote Nase, weil sie ein Symbol ist für die Tradition des Clowns und von daher für die Heiterkeit und das Lachen steht. Sie verändert auch tatsächlich das Gesicht und das Aussehen. Die rote Nase dient also dazu, die Ebenen zu wechseln. Mit der roten Nase bin ich in der Welt des Clowns, des Spiels, der Neugierde. In der Welt des „Jetzt“. Die Nase allein bewirkt diese Änderung noch nicht – ich muss es auch wollen, die beiden Welten der „Null“ und der „Prägung“ und ihre Beziehung zueinander kennen zu lernen. Ein Narr ist in der Lage durch seine „Narrensprünge“ von der einen „Welt“ zur Anderen zu springen. Man braucht die rote Nase auch nicht unbedingt aufzuziehen. Man kann sie auch in der Hosentasche behalten. Allein, sie zu haben, kann mich an sie und die „Null“ erinnern und mir Raum geben und einen anderen Blickwinkel verschaffen, wenn ich mich zu sehr in der Welt der „ernsthaften Realität“ verloren habe. Ich lasse meine Teilnehmer die rote Nase gern anziehen und sich gegenseitig anschauen, ohne den „Clown“ spielen zu müssen. Um die Wirkung zu spüren von „mit“ und „ohne“. Ich weise auch darauf hin, mit der Nase mehr durch den Mund zu atmen, um sich mehr mit dem eigenen Gefühl und dem Ausdruck zu verbinden.

Null“ und „Null werden“ und „Nullfähigkeit“, was heißt das?

Die Welt der „Null“ ist die Welt des Freiraums, der Spiel- und Lebenslust, der unbedingten Offenheit und Neugierde. Sie ist keine „andere Welt“, sondern zentral zu uns. Sie ist Ausdruck unserer eigentlichen Bedürfnisse, die nicht immer gelebt werden können und oft zugunsten gelernter Prägungen eingeschränkt, vernachlässigt oder gar gemieden werden, weil sie anscheinend die „normale“, die bekannte Sicht auf die Welt gefährden könnten. Unsere Sehsucht geht aber immer wieder nach dorthin. Man sucht immer wieder nach Lösungen, aber noch mehr nach Lebensfreude, Gelassenheit und danach, sich „gelöst“ zu fühlen. Das ist der Zustand einer „Null“. Ob Lebensfreude oder Wahrhaftigkeit: Es geht um ein Grundbedürfnis von uns allen – Freiraum und Spielraum. Einerseits brauchen wir beide, um uns wirklich unseres Lebens zu freuen, andererseits helfen uns Spiel und Witz wiederum, wieder lachen zu können, falls uns das Lachen vergangen ist. Ich spreche deswegen von »Null«, weil sie auf einen Zustand hinweist, in dem wir gelöst sind. In diesem Zustand sind wir, wenn wir lachen. Für einen Augenblick ist uns dann vieles nicht mehr wichtig, was wir sonst so ernst nehmen. Das ist für einenClown und einen Narren der wahre Grundzustand des Menschen.

Was hat es mit dem Esel auf sich – als Eigenschaft, als Figur in Ihrer Ausbildung?

In meinen Seminaren: „Die Kraft des Lachens“ benutze ich oft den Begriff „Esel“ in Bezug auf einen Wesenszug des menschlichen Verhaltens: Widerstand leisten. Meistens meine ich damit die menschliche Neigung, das Gewohnte, das Bekannte zu verteidigen, selbst wenn diese Neigung eigentlich dazu führt, die eigenen Beschränkungen zu verstärken und einen lösenden Humor zu verhindern. Damit meine ich ein Abwehrverhalten, dass zu einem verbissenen Humor führt, gerade wenn wir uns in unseren Grundfesten angegriffen fühlen. Diese Art sitzt tief, ist aber oft gerade der Schlüssel zu einem befreiten Humor, wenn es einem gelingt, gerade dieses Verhalten als Clown oder als Narr zum Besten zu geben. Wenn wir jemand dafür bewundern, dass er oder sie über sich selbst lachen kann, meinen wir die Fähigkeit, den eigenen „Esel“ zum Besten geben zu können. Der Begriff „Esel“ ist einfach, beschreibt aber etwas, was im Menschen sehr komplex ist, so komplex wie der Humor es selbst ist. Nur durch die Erfahrung, „den Esel“ zu erleben, können wir nach und nach erfahren, wie er in unserem Leben wirkt und wie wir mit ihm umgehen können.

Hilft es, als bereits „Jedentag-Clown“ oder „Alltagsnarr“ zu Ihnen zu kommen, hat man damit einen Vorsprung

Viele Menschen kommen sich bereits vor wie „Narren“ und „Clowns“ im alltäglichen Leben. Das heißt, sie haben das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden. Die „Narren“ und „Närrinnen“, die „Clowns“ im eigenen Leben sind oft traurig, verärgert oder verwirrt. Sie fühlen sich nicht gesehen und nicht wertgeschätzt und beschweren sich darüber, sich oft erschöpft und überfordert zu fühlen, missverstanden, bedrückt, überfordert oder auch nicht ausgelastet. Sie beschweren sich auch über sich selbst und bezichtigen sich der Trägheit und eines schlechten Gewissens. Sich selbst oder anderen gegenüber, weil sie ihre Wünsche nicht erreichen oder die Erwartungen anderer nicht erfüllen. Solche Menschen haben im Sinne der Frage keinen wirklichen „Clowns-Vorsprung“, Sie bringen nur viel wertvolles Material mit, mit dem sie dann arbeiten können. Sie erleben ähnliche oder ganz andere Herausforderungen wie Menschen ohne diese Vor-Einstellungen und Vor-Erfahrungen. Meistens leben sie als „Esel“, ohne damit umgehen zu können und bestärken damit ihr Unglücklichsein, auch wenn sie Witze machen und dafür bewundert werden. Für sie ist es besonders wichtig, ihren freien Kern kennen zu lernen, sich ernst zu nehmen und das mitgebrachte Material als Solches zu erkennen, zu „umarmen“ und gestalten zu lernen.