Humor beschreibt ein breites Feld von Erfahrungen und Fähigkeiten. Jeder und jede haben ihn wohl, aber immer wieder - und manchmal dauerhaft - kann der Spaß aufhören. Dabei geht es in erster Linie, uns aus "Teufelskreisen" herauszulösen und Spielraum wieder zu finden.
Eine Teilnehmerin eines meines Coachings schreibt: "Nach meinem Spiel gestern hab ich verstanden, dass du u.a. gesagt hast, dass ich die anderen auch binde und Forderungen an sie stelle. Aber ist es schlecht, wenn ich will, dass man mir klar sagt, was von mir erwartet wird, und ich dann selbst entscheiden will, ob ich es erfüllen will oder nicht? Ich hab dieses Wünsche-von-den-Augen-ablesen-Müssen und die Bedürfnisse der anderen über meine eigenen stellen sollen so satt. Und ist es falsch, wenn ich will, dass ich so sein darf, wie ich bin, auch wenn das dann mal ungemütlich für andere ist, und ich trotzdem gemocht werden will? ..... da dachte ich, dass ich das wohl am besten mit der Therapeutin mache. Aber gibt es da vielleicht auch irgendetwas, das weniger schmerzhaft ist? Ein Zettel, auf dem steht, dass ich meinen Schmerz zulassen und zeigen darf, oder so?"
Ein Teil meiner kurzen Antwort: "... diese Fragen gehören meiner Meinung nach zu dem Teufelskreis, aus dem Du Dich befreien möchtest. Wie oft hast Du Dich schon gefragt und verstehen wollen, was und wie alles passiert und gleichzeitig auch noch zu begründen versuchst, weshalb Du meinst, Dich so reagieren zu müssen. ... Das alles gehört zum Teufelskreis, auch die Gedanken, mit den Du meinst, Dich befreien zu wollen - über den Verstand. ... Der Verstand wird Dich leider nicht aus Deinem grundsätzlichen Mißtrauen befreien. Wenn Dir das deutlich wird, wird Dir vielleicht klar sein, dass es doch einen "Narrensprung" braucht..."
Daraufhin die Antwort: "... irgendetwas in meinem Kopf sperrt sich zwar noch, aber ich glaube, du hast recht. Wenn ich nochmal nachhaken darf: Wie geht dieser Narrensprung? Und warum springe ich deiner Meinung nach nicht? Und falls aus Angst: Wie geht die weg?" Das ist nicht das erste Mal, diese Frage von ihr zu hören. So dreht sich das Karousell weiter.
Wir alle kennen mehr oder weniger dieses Gedankenkarousell, bei dem Gedanken und Gefühle sich abwechseln und sich gegenseitig bedingen und anregen. Sie führen jedoch zu keiner Lösung. Ich nenne sie "Teufelskreise". Wir kennen sie auch unter diesem Namen. Sie haben die besondere Eigenschaft, uns einzufangen und nicht loszulassen. Wir meinen oft, wir würden gerade dadurch uns von ihnen lösen. So wiederholen wir sie in dieser vermeintlichen Hoffnung immer wieder. Aus meiner Erfahrung braucht es einen "Narrensprung" - eine grundsätzliche Änderung der Perspektive.
Ich zitiere diesen "Fall", weil ich die Teilnehmerin lange kenne und sie immer wieder dieselben Fragen stellt und weiterhin darunter leidet. Anscheinend aber leidet sie nicht so sehr, dass sie notgedrungen die Frage beantwortet, was ihr fehlt und was sie wirklich braucht. Das wäre bei ihr schon ein Narrensprung. Sie versucht offensichtlch noch, den Schmerz und das Schamgefühl zu vermeiden, die sie gut kennt, um das mangelnden Selbstwertgefühl, das darunter liegt, abzumildern. Und genau das hält sie. Ihr geht es doch noch zu gut, könnte man meinen!
Es ist ihr mit meiner Regie als Hilfe tatsächlich schon gelungen, den sehr verschlungenen Teufelskreis, in den sie steckt, mit der roten Nase auf die Bühne zu bringen. Dabei hatte sie bei den anderen Seminarteilnehmer:innen einen großen Lacherfolg. Dennoch reicht auch dies bei ihr noch nicht, sich zu befreien. Ich hoffe, wir werden es schaffen, wie die Frau in den Bildern, die ihre Dusseligkeit nicht nur dadurch überwinden konnte, dass sie sie bewusst inszenierte und dem Lachen preisgab.
Sie hat es aber auch gewagt und mit meiner Hilfe zugelassen, ein Bild für die eigene Schönheit und Lebenslust zu finden und diese ebenfalls auf die Bühne zu bringen. Dafür bekam sie Anerkennung und Bestätigung. Für sie war dies ein bedeutsamer und lösender "Narrensprung". Hier mit ihrer Genehmigung zwei Bilder.
Einen solchen Erfolg wünsche ich der Teilnehmerin, die den heutigen Text bei mir veranlasste.