Gerade komme ich aus St. Peter Ording von einem Bildungsurlaub „Das Feuer wieder wecken“. Ich erzähle dabei manche Geschichte sowohl aus meinem beruflichen Leben als Clown und Humorlehrer als auch aus meinem sonstigen Werdegang, da sie für mich nicht voneinander zu trennen sind.
Diesmal schien es passend, eine Geschichte aus meiner Kindheit zu erzählen: Ich war 8 Jahre alt und saß auf meinem Platz entsprechend der zweiten Klasse. Es war gerade ein Schulinspektor zu Besuch und wir durften uns in dieser Stunde frei entscheiden, womit wir uns beschäftigen, während er die Runde machte. Ich nehme an, er stellte den Schüler:innen beim Rundgang eine Frage zu dem, was sie gerade taten. Ich war ja von einem Buch total absorbiert, das mein Großvater mir schenkte. Er arbeitete zu dieser Zeit auf dem Wochenmarkt und wusste, dass ich Bücher „verschlang“. So brachte er einmal buchstäblich einen Haufen Bücher mit und „kippte“ sie auf meinem Zimmerboden aus. Dabei waren Geschichtsbücher, Märchen, Enzyklopädien und eine Reihe von Edward de Bono, die vielleicht zu den ersten „Self-help-Büchern“ gehörten.
Das Buch, das mich gerade beschäftigte, war eine Art Frage-und-Antwort-Buch des Allgemeinwissens. Ich las gerade einen Artikel zur Frage: What is a weed? Wie definiert man Unkraut? Plötzlich merkte ich, dass der Schulinspektor bei mir stand und mir über die Schulter schaute. Er fragte aber sehr freundlich: „Was liest Du?“. Ich glaube, ich zeigte es ihm. Ich kann mich nicht erinnern, irgendetwas geantwortet zu haben. „Well, then. Can you tell me what a weed is?“ Ich schaute ihn an, als hätte ich die Frage nie gehört. Ich war, wie gelähmt. Er deutete auf den Text. Ich sah nichts. Er deutete auf die Stelle, an der stand: A weed is a plant you don`t want growing in your garden.
Die Antwort kam mir doch bekannt vor. Ich hatte sie wohl schon gelesen. Die Antwort fiel mir aber trotzdem nicht ein. Was war los? Ich denke, zweierlei haben hier mitgewirkt: Ich befand mich plötzlich in einer mir leider sehr vertrauten Situation: Egal, was ich antworte, wird es nicht stimmen, wenn eine Autorität mich fragt (beispielsweise meine Mutter). Wahrscheinlich ist sie eine Trickfrage. Andererseits hatte ich von Gärten und Pflanzen keine Ahnung und außerdem mochte meine Mutter kein Unkraut. Das könnten also gar keine Pflanzen sein - sondern, Unkraut eben!. Ich schaute also nicht auf den Text, den ich gerade gelesen hatte, sondern suchte in meinem Hirn nach einem Wissen, das ich nicht hatte. Der Text reichte mir nicht, um mir Wissen zu vermitteln, da mir die praktische Erfahrung fehlte.
Gestern habe ich plötzlich folgenden Artikel gesehen: „Warum es kein Unkraut gibt“. Jetzt kannst Du mich jederzeit fragen – einen Garten habe ich inzwischen und die Angst vor Autoritäten weitgehendst verloren. Übrigens finde ich den Artikel interessant. Kommt mir bekannt vor.
Link zum Artikel Geo naturnaher-garten--warum-es-kein-unkraut-gibt
Mit herzlichen Grüßen für einen humorvollen Alltag,
David Gilmore