Am Ende der gerade stattgefundenen Fortbildung: „Humor ist mein Ernst“ in der Akademie Via Nova, Itzehoe wurde es manchen klar, wie der „Esel“, wie ich ihn (liebevoll) nenne, sich im Alltag zeigt. Ich lerne immer mehr über ihn und er bleibt aktueller denn je.
Beispiele bei dieser Fortbildung: Es kann sich um MitarbeiterInnen handeln, die von den sinnvollen und wertvollen Veränderungen der Abteilungsleiterin nichts halten. Sie wollen partout nicht zu den auch für sie gedachten Angeboten kommen, gerade weil es die Leitung ist, die die Angebote für so sinn- und wertvoll hält. Ein anderer Teilnehmer realisiert, dass er sich allzu gerne selbst zum „Esel“ machen lässt. Er reagiere gerne auf den Widerstand „seiner“ widersträubenden Jugendlichen emotional, anstatt die Regeln des gestatteten Freiraums den widerspenstigen Jugendlichen als Vorbild klar zu machen. Eine Teilnehmerin merkt, dass sie sehr gerne ihrer Familie den Entscheidungsraum nimmt, weil sie selbst schnell zu „Ergebnissen“ kommen will. Sie sah ein, dass dies auch ein „Esel“ sein könnte, der den anderen keinen Raum lässt und gar seinerseits einen Widerstand erzeugt.
Sinnvoller ist es, wenn wir den Raum für einen Dialog schaffen, indem wir Wege finden, zu erfragen, was „die guten Gründe“ für seinen Widerstand, sein Misstrauen oder seine Unlust sein könnten. Dann erfahren wir vielleicht, was er braucht und wozu er bereit wäre. „Esel“ sind auch nicht nur „die anderen“. Oft sind die Gründe so real und gravierend, dass wir „Esel“ wären, sie nicht sehen oder hören zu wollen. Was ist wirklich und wie wirklich ist die Wirklichkeit?
Ich freue mich also sehr über Rückmeldungen wie vom gerade verlaufenen Spielertraining, die besonders hervorheben, wie schnell ein Raum des Vertrauens, auch unter Fremden, entstehen kann. Das erlaubt Teilnehmenden wiederum, sich immer mehr zu zeigen – darunter auch mit dem eigenen „Esel“. Den Esel anzuschauen versetzt uns in die Lage versetzt, die Magie des Clownspiels zuzulassen, die u.a. darin besteht gerade keine „Rolle“ zu spielen.
Worauf es wohl ankommt: „ Offenheit, Interesse am Neuen und Unbekannten, Freude am Widerspruch, der Mut, in den eigenen Spiegel zu schauen…. Regie ohne Anweisung, inspirierendes Führen, achtsames Anleiten, Ermutigung und Unterstützung, den eigenen Weg zu finden.“ (Zitat eines Teilnehmers).
Ein möglicher Untertitel zum Bild: Ein spielerischer Esel in seiner natürlichen Umgebung.
Überraschend wurde ich von Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, freier Journalist für die Redaktion des des Schwarzwälder Boten der Ausgabe Lossburg, gefragt, ob er über mich eine Geschichte schreiben dürfte. Ich finde das entstandene Portrait wirklich gelungen. Es ist in seiner Kompaktheit doch ein umfassender Blick auf mich und meine Arbeit.
Worauf ist Humor die Antwort? Die neuerlichen Fragen eines Journalisten: Wie bist Du Clown geworden? Was ist für Dich Humor? Wie sind Sie nach Deutschland gekommen? Sie bringen mich wieder dazu, anzuerkennen, wie persönlich diese Fragen sind.
Da habe ich schon etwa 100 Seiten vom geplanten Buch: Vorläufiger Titel - „Das Ziel ist im Weg“ geschrieben und dachte: Ich hätte das Thema: Humor sehr eingehend "behandelt" und "beschrieben". Es war mir auch klar, dass ich dies mit vielen Beispielen begleite. Die Rückmeldung des Verlags traf mich doch: Was ich bisher geschrieben hätte, sei ihm dem ersten Buch zu ähnlich. Die Rückmeldung machte mir aber deutlich, eben nicht von der unmittelbaren Erfahrung weder von mir noch von meinen TeilnehmerInnen ausgegangen zu sein. Auf der einen Seite wollte ich zeigen, dass Humor und Komik seine "Regeln und Gesetzmäßigkeiten" haben. Dafür hatte ich andererseits das Grundbedürfnis, wozu wir Humor brauchen, weggelassen. Ich wollte nicht zu "persönlich" werden und Leute mit meiner "Geschichte" langweilen oder sie mit eigenen Dramen "herunterziehen".
Zwar gibt es „Gesetze der Komik“ und „Regeln der Bühne und der Improvisation“: Sie bedeuten nichts ohne das, was ein Spieler oder eine Spielerin wahrhaftig bewegt. Gerade die "Dramen" waren es, die mein Bedürfnis nach dem Spiel und dem Spielraum besonders herausforderten und mich motivierten, einen anderen Weg zu gehen. Gerade das motivierte mich, Humor nicht nur zu meinem Weg zu machen, sondern ihn als eine grundsätzliche Fähigkeit zum Freiraum und zur Lebensfreude, die in der Struktur eines jeden Menschen wieder zu finden ist. Ich sehe ihn jetzt ein wesentlicher Bestandteil unserer seelischen Gesundheit an. Was erleben wir denn als "Drama", wenn nicht ausweglose Situationen, in denen wir uns ohnmächtig, isoliert und unfair behandelt fühlen? In solchen Situationen wird oft versucht, uns gar die Bewertung der Situation aus der Hand zu nehmen: Wir sollten uns nicht darüber aufregen, sollen uns damit abfinden, sie "mit Humor nehmen". Mein Vater sagte immer: "Bringe das Boot nicht zum Kentern!" oder "Was kann man da machen?" "Nicht viel", lautete seine Antwort. So hörte sich die Grundlage seines alltäglichen Humors an.
Schön finde ich es, wenn ich solche Rückmeldungen bekomme: "Ich denke sehr gerne an unsere Seminarerfahrungen in Köln und im TuT von letztem Jahr zurück. Um ehrlich zu sein, sehne ich mich etwas nach Deiner Arbeitsmethode. Diesen professionellen Erfahrungsschatz, den Du an uns vermittelt hast und die sensiblen Einblicke in Deinen persönlichen Werdegang, die Du uns zu Teil hast werden lassen, haben mich tief beeindruckt. Die Erkenntnisse die eigenen Esel auch als Freunde zu sehen hat mich persönlich, auch im Alltag unglaublich weiter gebracht und tut es jeden Tag aufs Neue.
Was mir wichtig erschien in unserem Kurs, war für mich auch vor allem, das Ansehen [auch] der eigenen destruktiven Gefühle. Ich hatte den Eindruck, Du selbst vermittelst da hin gehend keinen verklärten oder vertuschenden oder wertenden Blick. Ich hab mich dahin gehend sehr gut angenommen gefühlt und eine Chance gesehen, künstlerisch und schöpferisch mit meiner Energie, die eben auch mal aus Frust, Wut oder Trauer besteht, umzugehen. Auch das Beobachten der GrupenteilnehmerInnen, in Bezug auf Ihre innere Konfliktenergie, hat mir sehr gut getan.
Den eigenen kleinen Impuls zu spüren, ihm Raum zu geben und durch die Vergrößerung des Impulses ein Thema sichtbar zu machen, dass mit der eigenen Persönlichkeit zusammen hängt, ist mir innerlich seid unserem Kurs stets ein innerer Motor, der mir nie langweilig wird und mir Sicherheit schenkt auf mein eigenes Spiel zu vertrauen. Die körperliche und persönliche Erkenntnis, die ich dadurch erfahren durfte, prägt mein clowning durchgehend.
Danke dafür, dass Du mit persönlicher Feinfühligkeit und intellektueller Entschlossenheit unsere Truppe damals so respektvoll und herzlich geführt hast.
Für mich, war Deine "unterstützende Pädagogik" ausschlaggebend, mich auch weiterhin auf den Weg des Clowns zu begeben."
Es waren gerade die Weggabelungen, Meilensteine, Phasen, Impulse (und auch die Träume), die bei mir Fragen aufwarfen, auf die ich Antworten suchte. Um eine Chance zu haben, diese Fragen zu beantworten, brauchte ich den seelischen Spielraum, um meine Wünsche zu erkennen (und ebenfalls zu erkennen, was ich nicht wollte). Um mein Lachen und meine Lebensfreude wieder zu finden und als zentral anzusehen, wie ich es heute tue, brauchte ich viele solche Erfahrungen, die mich im Kleinen jeweils von meinen Dramen, aus meiner Lethargie und von depressiven Stimmungen "gelöst" haben. So freue ich mich heute darüber, oft die Antwort auf die eigenen Fragen und die eigenen Dramen geworden zu sein und immer wieder zu werden. So kann mein eigener Weg dienen, andere Menschen erfolgreich zu begleiten.
Juni 2019 hat mich Silke Karl, Leiterin und Spielerin beim Theater visàvis in Pforzheim, gebeten, für ihr neues Stück: Jorinde und Joringel Regie zu führen. Oktober 2019 war dann Première. Jetzt geht es um ein neues Projekt: "Theater im Wald". Montag fangen wir mit den Proben an.
Diesmal ist die Grundlage das Märchen "Frau Holle". Dieses Märchen habe ich 1995 mit meinem Kindertheater "Picobello" inszeniert. Wir werden noch sehen, ob meine Vorlage für diese Produktion hilfreich ist. Ich hatte damals das Stück für fünf Spielerinnen inszeniert. Silke arbeitet seit längerer Zeit mit Ute Münch, einer professionellen Klarinettistin, zusammen. Auch hier müssen wir schauen, wie wir das Stück - auf die beiden abgestimmt - inszenieren. Dazu kommt, dass das Stück für draußen konzipiert werden soll, nicht zuletzt damit es auch in Zeiten der Epidemie unter Einhaltung aller Hygienebestimmungen vor Kindern aufgeführt werden kann.
Silke und Ute haben gerade den Verein: "Kultur aus der Scheune e.V." gegründet. Als gemeinnütziger Verein ist es ihnen gelungen, für die Entwicklung und Aufführung dieses Stücks in Schulen von der Baden-Württemberger Stiftung in Stuttgart gefördert zu werden. Ich war dabei, als sie die Bestätigung dafür bekamen. Sie waren beide zurecht sehr aufgeregt, froh und sehr erleichtert. Die kommenden drei Tage arbeiten wir im Hotel Teuchelwald in Freudenstadt intensiv daran. Nächste Woche genauso. Im Oktober werden wir weiter am Stück arbeiten, so dass am 15. Oktober die Première stattfinden kann. Darauf freue ich mich sehr. Ich halte Euch auf dem Laufenden.
Vom 10. - 18. Mai 2022 feiern wir die Narrenfreiheit auf Sylt beim VHS Klappoltal, der Akademie am Meer. Heisst: Kurzurlaub mit frischer Meeresbrise und direkt vom Tagungsort in die Wellen. Mehr Infos und aktuelle Bedingungen und Buchungsmöglichkeit
"Menschwerden durch Humor“, so lautet auch hier das Motto dieses Camps nah am Nordsee-Strand. Es geht darum, das Spiel des Clowns im Spiegel des Narren und die Umsetzung eigener Wünsche und die Wirkung eines offenen Raumes in der Gemeinschaft von Erwachsenen mit und ohne Kinder zu erleben. Das Clown-Camp ist eine Einladung, sich in der Kultur des Herzens, des Humors und des Spielens zu üben. Diese Sommerwoche wendet sich an Menschen mit und ohne Spielerfahrung, die sich dafür interessieren, den Clown im Alltag zu (er-)leben, Kinder und Jugendliche sind willkommen. David Gilmore und Team sorgen für zusätzliche Ideen und professionelle Kinderbetreuung.
Was bietet das Clowncamp?: Viel Zeit und Raum für die vielfältigen Aspekte von Humor und Lachen, von Narr und Clown, die Möglichkeit, Kindlich-Spielerisches nachzuholen, Gelegenheit, Gemeinschaft unter dem Vorzeichen von Humor zu erleben, sich spielerisch vor Publikum auszuprobieren bei Auftritten, beim Geschichten erzählen usw. Einfach eine anregende Auszeit mit neuen Erfahrungen unter Gleichgesinnten. Davids Video dazu sehen und bei Fragen oder zur Terminierung und Buchungsfragen ihn anrufen unter 0173 317 85 89. Hier ein Video-Vorgeschmack vom Strandgeschehen
Die Akademie am Meer auf ist eine Sylter Institution mit Geschichte, lesen wir. auf der Website. "Sie ermöglicht ihren Gästen vielfältige Lernerfahrungen und Begegnungen sowie ein weltoffenes Miteinander in einzigartiger Umgebung. Mit ihrem ganzjährigen, abwechslungsreichen Bildungs- und Kulturprogramm fördert die Akademie als Volkshochschule Klappholttal seit ihrem Gründungsjahr 1919 die Jugend- und Erwachsenenbildung und ist damit eine der ältesten Volkshochschulen Schleswig-Holsteins. Gelegen am Rand des Nordsylter Naturschutzgebiets, zwischen List und Kampen, liegt die Akademie am Meer unmittelbar hinter dem Weststrand der Insel und inmitten der einmaligen Dünenlandschaft. Die Gäste wohnen in einfachen, behaglich eingerichteten Einzel-, Doppel- oder Mehrbetthäusern, die verstreut im akademieeigenen Dünengebiet liegen. Im Zentrum des Geländes befindet sich das Haus Uthland mit dem Speisesaal, in dem gemeinsam die Mahlzeiten eingenommen werden. Die Akademie verfügt über zahlreiche multifunktional ausgestattete Seminar- und Veranstaltungsräume unterschiedlicher Größe. Sie ist eine staatlich anerkannte Einrichtung der Weiterbildung und ist offen für Gasttagungen sowie Gruppenveranstaltungen"
Aus dem Programm:
• Früh morgens: Yoga, meditative Übungen, Meditation
• Vormittags: Übungen zu den Themen Ausdruck, Spiel,
Zusammenspiel, Begegnung in der Gruppe, Humor im
Alltag, die eigene Clownsfigur
• Nachmittags: Artistik, Aktionen,Proben und Begegnungen, Ausflüge und Spaziergänge, Entspannung
und mehr unter dem Thema „Meine Lebensfreude im Alltag stärken“
• Abends: Improvisieren als Clown, Clownbühne zum Ausprobieren, Auftritte, Geschichten, Zeigen und Erzählen
Hinweis: Diese Sommerwoche wendet sich an Menschen mit und ohne Spielerfahrung, die sich dafür interessieren, den Clown im Alltag zu (er-)leben. Kinder und Jugendliche sind willkommen. David Gilmore und Team sorgen für zusätzliche Ideen und professionelle Kinderbetreuung.
Das Bild links ist vom Straßentheater auf dem Königsplatz in Kassel. Dieses Jahr waren wir in Zierenberg im Haus Lebensbogen bei den Helfensteinen. Dort haben sich alle sehr wohl gefühlt. Nur diejenigen im Wohnwagen und im Zelt mussten ein paar Unbequemlichkeiten aushalten. Auf jeden Fall ist der Ort sehr schön und lud zum Wandern und zum Reiten ein. Auch Ballonfahrten sind in der Nähe möglich. Wir mussten nur den diesjährigen Sommer aushalten. Am Wochenende hatten wir das Glück, dass die Sonne sich länger zeigte und der Regen sich zurückhielt. Für das Straßentheater in Kassel war dann alles weitgehend perfekt. Es gab zwischendurch einen Regenguss und das war alles. Ansonsten konnten sich alle auf der Bühne des Lebens ausprobieren. Und in der Stadt der Documenta haben wir gar eine Gestaltung versucht, die von den Seilen inspiriert war, die ich aus Abstandsgründen in meine Kurse beim Zusammenspiel eingeführt habe: Der gebundene Mann! Von acht Leuten gezogen, festgehalten und geführt, war er ein wohl aktuelles, aber auch ein ansprechendes, bewegtes Bild. Ansonsten wurde der Platz mit Musik und Aktionen gefüllt, auch mit den Menschen, die ein- und ausstiegen aus den Straßenbahnen, die den Platz durchqueren, ließ es sich vortrefflich spielen.
Nächstes Jahr auf der Insel Sylt!
Nach dem Clowncamp ging es für mich weiter nach Hannover. Zum Glück konnten wir durch eine Auftrennung des Angebots „Humor und Gesundheit" 8 Menschen für ein Seminar: „Heilsamer Humor" gewinnen. In der Woche darauf war ich bei der Begegnungswoche des Förderkreises für Ganzheitsmedizin im Haus der Kirche in Bad Herrenalb. Auch hier ging es um die Suche nach dem heilsamen Element im Humor. Hier fühle ich mich auch deshalb zu Hause, weil ich schon jahrelang mit dem Konzept von Dr. Walther Lechler verbunden bin, der die bekannte Klinik Bad Herrenalb führte und im Anschluss den Förderkreis gründete.
Sonntag kam ich noch vom Spielertraining in Luzern und führe jetzt die zweite Jahresgruppe im Kurhaus in Freudenstadt fort. Es war schön, wieder in der Schweiz zu sein, Altbekannte zu treffen und mit ihnen einen Spielraum für das Clownspiel zu schaffen. Ich habe mich gefreut, dass dies abermals möglich war und ich hoffe weiterhin, dass Präsenzseminare – unter welchen Bedingungen auch immer, möglich bleiben.
Humor zeigt sich eben auch im Weitermachen, Spielräume aufmachen, Kontakte und Beziehungen pflegen. Besonders geht es darum, den eigenen inneren Spielraum zu pflegen. Ich erlebe immer wieder, dass Kursteilnehmer und Kursteilnehmerinnen berichten, wie ein vertrauensvoller, annehmender Spielraum schon viel hilft, sich nur zu trauen, im geschützten Raum zu spielen. Sie finden auch eigene Wege, die dort erlebte Leichtigkeit und den erfahrenen Spielwitz aus dem eigenen persönlichen Material in ihren Alltag zu integrieren. Das habe ich gerade in diesem Monat mehrfach gehört und das freut mich außerordentlich, weil dies genau mein Wunsch ist.
Herzliche Grüße für einen humorvollen Alltag,
David Gilmore
Es war ein voller Monat voller Abschlüsse und Vorbereitungen auf 2022. Auch erleben wir einen Übergang vom Lockdown mit oder ohne Online-Angebote zur Präsenz-Zeit. Kann man die beiden Verbinden? Und gleich steht die nächste Veranstaltung steht bevor. Montag fahre ich zum Clowncamp.
In diesem Monat sind einige längere Veranstaltungen zu Ende gegangen: Die Jahresgruppe 1, die im Dezember anfing und hauptsächlich online gelaufen ist. Erst die beiden letzten Abschnitte waren "in Präsenz". Die Jahresgruppe 2, die eigentlich schon Oktober 2020 hätte abgeschlossen werden sollen, wurde erst gerade im Juli zu Ende gebracht. Was mir eine besondere Freude machte, war die Bereitschaft am Ende, doch einen "Narrensprung" zu machen und beim letzten Abschnitt auf die Bühne zu gehen, auch wenn bei der einen Gruppe "nur" acht eingeladene Gäste und bei der anderen Gruppe zwei dabei waren. Tatsächlich reichten sie, um die notwendige Atmosphäre eines Auftritts herzustellen.
Doch ist der kurzen "live"-Zeit und im Fall der zweiten Jahresgruppe nach einer langen Zwangspause (sie wollte keinen Online-Abschluss machen) war genügend Vertrauen angesammelt, dass die (vorwiegend) TeilnehmerInnen in der Lage waren, ihre Ängste in Energie umzuwandeln und sich auf das Spiel zu konzentrieren. Sie zeigten sich in ihrer Spiellust und konnten auch mit ihren eigenen Prägungen spielen, so dass das Publikum nicht nur einiges zu lachen hatte, sondern auch nachvollziehen konnten, wie die Komik zustande kam. Die Zuschauer kannten die SpielerInnen Dich und waren sehr angetan und berührt, wozu sie in dieser Zeit im Stande waren zu inszenieren. Der Auftritt ist zwar nicht das Ziel der Jahresgruppen, aber ein wichtiger Höhepunkt, der einen Narrensprung erfordert. Ich freue mich, wie dies in den allermeisten Fällen gelingt und die TeilnehmerIn selbst überrascht!
Auch eine Online-Clowngruppe, die nach dem Tod ihres Lehrers Dieter Bartels von der Schule für Tanz, Clown und Theater (TUT) im Lockdown nach Zusammenhalt und nach einer Weiterführung suchten, habe ich selbst beendet, als ich merkte, dass Urlaubspläne und die Suche nach "live"-Veranstaltungen sowie die Weiterbildung zum Klinikclown mehr Raum einahme, bevor die geplanten fünf Treffen beendet waren. Positive Rückmeldungen wie diese tun gut:
"es hat mir sehr viel Freude bei Dir gemacht, ich habe eine Menge gelernt und mag Deinen Ansatz „Clown, Humor und das Leben an sich“. Besonders gut fand ich deinen Hinweis, immer bei sich selbst anzufangen, wirklich ins Spüren und Wahrnehmen zu kommen, ganz körperlich, emotional - raus aus den erdachten Kopfgeschichten - einfach so sein, wie es in dem Augenblick eben so ist. Das Kleine größer werden lassen und den Mut haben, sich - auch öffentlich - mit sich selbst zu beschäftigen. Das erfordert den Mut der absoluten Ehrlichkeit sich selbst gegenüber. Das ist toll. Ich nehme also ein ganze Menge mit ..."
Montag geht es weiter zum jährlichen Clowncamp - in diesem Jahr in Zierenberg an den Helfensteinen im Haus Lebensbogen. Dreißig TeilnehmerInnen plus drei im Team. Dabei fünf Kinder. Viel Narrenfreiheit, Lebenslust und Spiel steht uns bevor.
Eine gute Frage, meine Antwort darauf: Die rote Nase hat tatsächlich für viele eine erheiternde Wirkung. Wenn alle eine rote Nase tragen, merken wir eher, was uns miteinander verbindet, als das was uns trennt. Dadurch fühlen wir uns einander näher und gelöster.
Eine rote Nase anzuziehen hat für mich auch die Wirkung, bewusst in die Welt des Spiels einzutreten, entweder für sich alleine oder mit anderen in einer Gruppe. Diese Welt ist die Welt, die ich als „Null“ bezeichne. Sie unterscheidet sich von der alltäglichen Welt der „Prägung“ - von der Welt, die wir angenommen haben, dass sie so ist, wie sie ist. Die spielerische Welt der „Null“ ist völlig offen und erlaubt uns, uns auf andere Weise kennen zu lernen als sonst. Die rote Nase anzuziehen, macht diese Welt praktisch erlebbar. Ich kann sie anziehen. Ich kann sie auch ausziehen. Ich wähle die rote Nase, weil sie ein Symbol ist für die Tradition des Clowns und von daher für die Heiterkeit und das Lachen steht. Sie verändert auch tatsächlich das Gesicht und das Aussehen. Die rote Nase dient also dazu, die Ebenen zu wechseln. Mit der roten Nase bin ich in der Welt des Clowns, des Spiels, der Neugierde. In der Welt des „Jetzt“.
Die Nase allein bewirkt diese Änderung noch nicht – ich muss es auch wollen, die beiden Welten der „Null“ und der „Prägung“ und ihre Beziehung zueinander kennen zu lernen. Ein Narr ist in der Lage durch seine „Narrensprünge“ von der einen „Welt“ zur Anderen zu springen. Man braucht die rote Nase auch nicht unbedingt aufzuziehen. Man kann sie auch in der Hosentasche behalten. Allein, sie zu haben, kann mich an sie und die „Null“ erinnern und mir Raum geben und einen anderen Blickwinkel verschaffen, wenn ich mich zu sehr in der Welt der „ernsthaften Realität“ verloren habe. Ich lasse meine Teilnehmer die rote Nase gern anziehen und sich gegenseitig anschauen, ohne den „Clown“ spielen zu müssen. Um die Wirkung zu spüren von „mit“ und „ohne“. Ich weise auch darauf hin, mit der Nase mehr durch den Mund zu atmen, um sich mehr mit dem eigenen Gefühl und dem Ausdruck zu verbinden. Meine nächsten Seminare.
Viele Menschen kommen sich bereits vor wie „Narren“ und „Clowns“ im alltäglichen Leben. Haben sie einen Vorsprung gegenüber anderen Seminar-Teilnehmer:innen?
Diese Menschen haben das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden. Die „Narren“ und „Närrinnen“, die „Clowns“ im eigenen Leben sind oft traurig, verärgert oder verwirrt. Sie fühlen sich nicht gesehen und nicht wertgeschätzt und beschweren sich darüber, sich oft erschöpft und überfordert zu fühlen, missverstanden, bedrückt, überfordert oder auch nicht ausgelastet. Sie beschweren sich auch über sich selbst und bezichtigen sich der Trägheit und eines schlechten Gewissens. Sich selbst oder anderen gegenüber, weil sie ihre Wünsche nicht erreichen oder die Erwartungen anderer nicht erfüllen. Solche Menschen haben im Sinne der Frage keinen wirklichen „Clowns-Vorsprung“, Sie bringen nur viel wertvolles Material mit, mit dem sie dann arbeiten können. Sie erleben ähnliche oder ganz andere Herausforderungen wie Menschen ohne diese Vor-Einstellungen und Vor-Erfahrungen. Meistens leben sie als „Esel“, ohne damit umgehen zu können und bestärken damit ihr Unglücklichsein, auch wenn sie Witze machen und dafür bewundert werden. Für sie ist es besonders wichtig, ihren freien Kern kennen zu lernen, sich ernst zu nehmen und das mitgebrachte Material als Solches zu erkennen, zu „umarmen“ und gestalten zu lernen. Hier meine Seminarangbote
Unsere Lebensspiele, unsere Lebenseinstellungen sind im Körper gespeichert
Gespeichert und gespiegelt in unserer Art, uns zu bewegen, in der Haltung, in den Gewohnheiten, in der Stimme, in unserer Sprache und in unseren Gedankenmustern. Unsere besondere Art, Gefühle zu zeigen oder zu hemmen, zeigt sich ebenfalls im Körper. Wenn wir an unseren Grenzen geraten, zeigt sich das durch Erröten, Ärger, Tränen, gestische und mimische Reaktionen und durch sonstige körperliche Regungen und Symptome. Solche Reaktionen verstärkt der Narr in seinem Spiel, polarisiert sie bis sie urplötzlich ins Gegenteil kippen oder bricht sie absichtlich. Er entdeckt die Lust, die in ihnen steckt. Er ist ganz das Gefühl oder die Haltung und erforscht die Geschichte, die in jeder Haltung, in jeder Geste steckt. Den Spiegel blank zu polieren, heißt, sich durchlässig, flexibel zu machen, sich mit allen möglichen Rollen anzufreunden, gerade mit denen, die einem gegen den Strich gehen, ja sogar zuwider sind. Die ureigene Komik, der innere Clown ist gerade hier zu Hause. Hier sind Möglichkeiten, mit diesem eigenen "Matertial" zu arbeiten.
Der Weg zur Clownfigur kann ein Weg durch die vielen Aspekte der eigenen Persönlichkeit werden. Und die ist oft voller Widersprüche, die einen selbst (und vielleicht andere) zur Verzweiflung treiben können. Deshalb sucht man die Komik und das Spiel.
Ich muss an einen Mann denken, der inzwischen viele sehr gute Entscheidungen getroffen hat und sein Leben gerade durch das Clownspiel erweitert und herausgefordert hat. Als ich ihn kennen lernte, war er erfolgreich, unabhängig und total unzufrieden mit sich. Ein wichtiger Gegensatz stellte sich im Spiel heraus: Einerseits war er diszipliniert und unerbittlich hart zu sich selbst und baute seinen erwählten Beruf als reisenden Verkäufer mit viel Einsatz und Herzblut aus, andererseits war er ein Waschlappen. Er war so nett und verständnisvoll, dass er in Beziehungen und in Freundschaften einfach nicht "nein" sagen konnte.
Im ursprünglichen Beruf war er Sozialarbeiter. Mit Armeehelm und gestählter Haltung, marschierte er und schrie: "Disziplin!" als ob er die ganze Welt zur Ordnung rufen wollte, die in seinen Augen ein Bild des Chaos abgab. Er selbst sollte als leuchtendes Beispiel dienen. Er sah dabei fast wie Mussolini aus. Er wusste allerdings nicht, abgesehen von Disziplin, was er wollte. Und das zeigte sich in einem anderen Spiel, bei dem eine Frau ihn richtig wie ein Waschlappen aufgriff. Er ließ es über sich ergehen. Die Frau hatte ihn – im wahrsten Sinne des Wortes – in der Hand. Und in dieser Tradition konnte er aussehen, als ob ihm die meisten Gehirnzellen abhanden gekommen wären, verlor jeden Halt, körperlich wie moralisch. Er konnte vor Scham rot werden oder mit obszönen Andeutungen anderen die Röte ins Gesicht treiben. Dabei war und ist er im höchsten Masse ein moralischer Mensch.
Der Wechsel zwischen den beiden Extremen war verblüffend und komisch zugleich. Er war selbst verblüfft und musste immer wieder über sich lachen. Eine Triebfeder in seiner Entwicklung war entdeckt. Meine Angebote auf einen Blick
Ich biete nun im Luzerner Theaterpavillon Spielertraining an. Teilnehmende arbeiten in der Gruppe, in Kleingruppen und allein unter meiner Leitung und Regie. Hier wird auf die Entwicklung der spielerischen, humorvollen und komischen Fähigkeiten geachtet wie auch auf die Authentizität der Figur und der Darbietung.
Das Spielertraining ist für Menschen gedacht, die eine Ausbildung oder Fortbildung bei mir oder bei anderen Lehrern oder Schulen gemacht haben, die Spiel- oder Bühnenerfahrung mitbringen und an ihrer Clownfigur, an einer Bühnenfigur, an einem kreativen, humorbetonten Prozess, an Spieltechniken oder an einem Projekt arbeiten wollen oder eine Intensivtraining zur Verbesserung der Auftretens als Spieler wünschen. Voraussetzungen sind Teilnahme an Jahresgruppe 1 oder Jahresgruppe 2 oder Abschluss einer anderen Clownschule bzw. Erfahrung als Spieler/in und eine klare Zielsetzung für die Tage. Kurszeiten: 1. Kursabend Treffen zum Potpourri-Essen Abend 19 -21.30 Uhr. Kurstage: 9-13 und 15-18.30 Uhr. Ende zwischen 13-13.30 Uhr.
Seminarkosten: CHF 490,- ohne Übernachtung und Verpflegung. Termin: 19.-22. August 2021. Anmeldung: David Gilmore Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! +49 173 85 89. Nach erfolgter Anmeldung wird eine Rechnung jeweils in für SchweizerInnen in CHF bzw. für Deutsche in Euro. Ich bitte um Barzahlung durch SchweizerInnen in der Schweiz und um eine Überweisung von deutschen TN*innen.
Mehr dazu und Anmeldung hier oder Film über das Spielertraining sehen
Hier berichte ich einmal, was zuletzt lief und wie es war
Die Fortbildungsreihe: Humor und Gesundheit hat als Präsenzseminar am 13. Mai angefangen. Die acht TeilnehmerInnen waren sehr froh, sich in Person treffen zu dürfen. Die Masken kennen wir vom letzten Jahr – die Arbeit mit Seilen auch. Nur die Tests waren neu, aber kein Problem. Am 12.- 15. August ist der zweite Teil, an dem Wiederholer dazukommen können.
Die ClownSpielabende für Fortgeschrittene und die Clownspielgruppe, die bei Dieter Bartels gelernt hatte, trafen sich per zoom jeweils einmal. Das erweist sich für beide Gruppe als ein sehr lebendige Art, nicht nur im Spiel zu bleiben, sondern den persönlichen Spielprozess wirkungsvoll weiter zu führen. Wenn weitere Interessierte da sind, lässt sich eine weitere Gruppe gründen.
Sowohl die Supervisionsgruppen der 2. Jahresgruppe als auch der Erlebnisabend und das Wochenende: „Die Kraft des Lachens“ fanden per zoom statt. Vorteil auch – mit Einverständnis der TeilnehmerInnen: Wir können alles aufnehmen. Sie können im Anschluss den Prozess wieder erleben. Ab Juni dürfen sich beide Jahresgruppen zum ersten Mal in Freudenstadt treffen. Alle freuen sich doch.
Am Wochenende noch ein Online-Seminar, dann raus in das sommerliche Wetter und Rasen mähen!
Auch wenn ich mich vor der Kamera ziemlich viel bewege, merkte ich die Anstrengung am ersten Tag schon. Am zweiten war es nicht mehr ganz so schlimm. Um uns herum wurde gemäht: Der Bauer mit seiner großen Maschine, die Nachbarn mit ihren kleineren. Ich ziehe es doch vor, meine Kreise mit meinem Rasenmäher zu Fuß zu drehen. Inzwischen musste ich durch einen ziemlichen Urwald laufen. Während des sonstigen regnerischen (und ziemlich kalten) Wetters habe ich mich durch tausende Fotos von früheren Auftritten gewühlt – von mir, von Werkstattaufführungen, von Clowncamps und von der Gruppe „Moving Stages“, mit der ich eine ganze Weile Kongresse belebte. Eine ganze Woche habe ich sonst noch damit verbracht, mit Hilfe einer speziellen Software Dubletten zu löschen. Davon hatte ich jede Menge.
Ich hatte es lange vor, nur brauchte ich wohl einen Anlass dazu: Mitten in einem online-Wochenende einer Jahresgruppe brach die Aufzeichnung ab, weil ich nicht genügend Speicherplatz dafür hatte. Ich handelte zwar schnell und verschob in der Mittagspause einige zoom-Dateien. Doch wollte zoom nichts mehr behalten. Also musste ich doch Platz schaffen.
So kam ich dazu, meine Erinnerung an die vielen Menschen und die vielen Jahre der Begegnungen und persönlichen Entwicklungen, die stattgefunden haben, aufzufrischen. Es freut mich besonders, die Entwicklungen der Einzelnen zu fördern und mitzubekommen und mich an die Spielideen wieder zu erinnern, die dadurch entstanden sind. Das regten bei mir die Bilder an, für die ich keine Fotos habe!
Es sind Straßentheaterbilder vom Clowncamps dabei: Singen mit Statuen, das Glück mit einem Sieb einfangen und weitergeben, ein Hula-Reifen als Porträt-Rahmen (die Teilnehmerin konnte auch wirklich Hula-Hoop-Tanzen), Musik machen, Jonglieren, gar als Vogelscheucher im Kräutergarten stehen auf der Landesgartenschau im Schloss Eutin! Der Gärtner musste zweimal hinschauen!
Auf den Psychotherpiekongressen von perspectiva in Basel beispielsweise: „Tod, Trauer, Sterben“ Bilder von einem Besucher im „Kahn“ (auf einem einem mit Karton schwarz umrandeten Skateboard und gezogen von „Charon“ über den Fluss ins (im himmlischen Reisebüro vorher gebuchte) Paradies, wo „Engel“ mit Massagerollen warteten. Der Run der Besucher war enorm. Besucher durften „Sarg Probe-liegen“ oder an einem Tisch mit einer als Uhr „Fünf vor zwölf“ auf schwarzem Vorhang und mit einer Schüssel voller feiner Sand die Zeit durch Finger verrinnen lassen. Sie konnten sich einen Grabstein gestalten: „Was soll am Ende darauf stehen?“ Hinter jedem Auftritt stand ein ganzer persönlicher „Narrensprung“, in der Öffentlichkeit als Clown oder als Narr sich zu zeigen. In den Jahresgruppen wurden sie vorbereitet. Viele haben sie als Sprung in einen Alltag mit mehr Humor, Lebensfreude und Leichtigkeit genutzt. Das ist ein Herzensanliegen von mir. Jetzt ist auch noch mehr Speicherplatz da. Es steht nichts weiter im Weg, Spielräume für mehr eigene Clown- und Narren-Prozesse im Bild und zoom-Aufnahme „fest“ zu halten. Um so mehr bleiben die Erfahrungen und wirken nach.
Jetzt nur noch 'raus in den Garten. Die Schneebeere wartet, abgeholzt und ausgegraben zu werden! Auch diese Arbeit wächst immer weiter nach.
Herzliche Grüße für einen humorvollen Alltag,
David Gilmore