Das Ergebnis einer Wahl: Menschen, die sich freuen, weil sie sich frei fühlen; die lächeln, weil sie wieder Hoffnung schöpfen; die feiern, weil sie wieder frei atmen können. Für diejenigen, die vier Jahre lang sich besonders gegängelt gefühlt haben, öffnet sich das Herz.
Auf der anderen Seite: Menschen, die sich ärgern, weil sie verloren haben; die das Ergebnis leugnen, weil er "falsch" sein muss; die Gründe finden, wie der Ausgang einfach nicht sein kann. Diejenigen, die vier Jahre lang meinten, endlich allein das Sagen zu haben, nach Jahren des Gefühls ignoriert worden zu sein, fühlen sich jetzt beraubt und suchen daher nach den "Dieben".
Kann es sein, dass gerade diese Haltung der Stoff ist, aus dem "Verschwörungstheorien" entstehen? Das sind wohl Versuche, die Komplexität der Welt und auch das empfundene Unrecht auf einfache Beweggründe zurückzuführen und daraus zu folgern, dass alle wohl insgeheim zusammenarbeiten, die mir mein Glück nehmen, obwohl es auf der Oberfläche nicht so aussieht. Das muss ein Trick sein. Das muss so sein, wenn im Endergebnis immer eins feststeht: "Am Ende bin ich der Gelackmeierte".
Die Freude der Befreiung hält trotzdem wohl weniger lang an als das Gefühl, betrogen worden zu sein, ungerecht behandelt worden zu sein, immer den kürzeren zu ziehen. Dieses Gefühl kann lange - sehr lange - anhalten. Das eben erzielte Wahlergebnis ist auch eine Folge des Gefühls, dass das Recht der Gewinner nicht nur vorher auf wackeligen Füssen stand, sondern gerade von denen in Frage gestellt worden ist, die vor vier Jahren sich freuten und heute überall Betrug wittern.
Was sie eint, ist das Leugnen dessen, was für die anderen Tatsache ist. Meine Frau sagt ja immer: "Ich mag nicht immer recht haben, aber irren tue ich mich nie." ("I may not always be right, but I`m never wrong"). Womit sie wohl recht hat. Was ich nicht wusste: Sie zitiert dabei - ohne es zu wissen - den amerikanischen Filmproduzenten Samuel Goldwyn (von den Filmstudios: United Artists und MGM). Und er war wohl in seinem Bereich ein kleiner Diktator.
Um so etwas behaupten zu können, muss man viel Selbstvertrauen mitbringen und den Anspruch haben, durchzublicken, wo andere keine Ahnung haben. Das hatte ich eigentlich nie. Ich wollte immer die andere Seite verstehen und das schwächte ständig meine Position. Ich fühlte mich oft zwischen zwei Stühlen. Zwischen streitenden Parteien wollte ich immer der Unparteiische sein und darauf hinweisen, wie eigentlich in gewisser Weise beide recht haben bzw. das Recht auf ihre Position, auf ihre unterschiedliche Sichtweise - einfach weil sie sich unterscheiden. Man müsste die Position des Anderen verstehen.
Es sei denn: Ich habe recht. Dann hört der Spaß natürlich auf.