Leider stecken viele Menschen in einem Widerspruch. Sie würden gerne erfolgreich komisch sein, nur wollen sie sich keine Blößen geben, besonders in der Öffentlichkeit, in diesem Fall, auf der Bühne. Verhängnisvoll für Komiker! Es ist nicht nur „der innere Kritiker“ („innere und äußere Kritikerinnen“ gibt es auch)
In einem Fall neulich hat es endlich funktioniert. Eine Teilnehmerin hat bis dahin oft genug (erfolgreich) versucht, ihren schwäbischen Dialekt zu kaschieren, um nicht in ihrem lehrenden und Coaching-Beruf als „dumm“ aufzufallen. Ebenso verschmähte sie gleichzeitig die stereotypischen Eigenschaften der „schwäbischen Hausfrau“, mit der sie sich gar nicht mehr identifizieren wollte. Sie wollte aber auch singen, traute sich nicht, in der Öffentlichkeit Ihre Stimme auf die Probe zu stellen. Noch dazu bewegte sie von Anfang unserer Begegnung an ihre romantische Seite, vor der sie sich schämte (sie jedenfalls öffentlich zu zeigen). Wie schön war es, als es ihr glückte, beim Saubermachen mit einem Lappen zu dem Lied „Feelings“ den eigenen Text zu dichten, während sie um sich herum putzte (zu Mitsingen): „Sau-ber. Es soll wieder sau-ber. Es soll sauber sein. So will ich es - ha´!“ Da musste sie selbst einsehen, dass ihr etwas Wesentliches und vorzeigbar Witziges geglückt sei!
Gerade ist das Spielertraining vorbei. Wieder gab es Narrensprünge.
Eine Frau mit roter Nase und entsprechender Miene und Haltung verlangt die Einhaltung von "Anstand", während hinter ihr sitzt auf der schwarzen Kulisse eine übergroße freche Maus, die ungeachtetdessen Puzelbäume und allerlei Unfug anstellt. Die Spielerin kriegt nicht mit, worüber alle lachen. Da lachen wir noch mehr. Vor allen Dingen hat sie Mühe, nicht nur "komisch" zu wirken, sondern auch Komik selbst zu erzeugen. Dann stelle ich ihr die Aufgabe, zwei gelungene "Spielelemente" hintereinander zu spielen: Einmal die "Anstandsdame" und dann die erotisch-sinnliche Frau, die in der ersten Jahresgruppe für sie schon einen "Durchbruch" war. Es klappt auf anhieb und sie erheitert uns durch ihre authentische Lust auf beide in sich gegensätzliche Figuren. Vor allen Dingen ist das ein Gegensatz, der jede(r) von uns in irgendeiner Form auch von sich oder von anderen kennt: Verbot und Lust trotz Verbot. Ich bin immer wieder über solche Narrensprünge begeistert. Sie sind meistens auch – persönliche Lebenssprünge. Das löst nicht nur Lachen aus, sondern hilft innere Widersprüche zu lösen.
Ich habe mich sehr über die Einladung von Marc Bontemps zu den CliniClowns im deutschsprachigen Ostbelgien gefreut. Vor 120 begeisterten Zuschauern konnte ich meine Grundhaltung durch eine kurze Präsentation vermitteln.
Ich hatte sie aber "gewarnt", dass es bei einem Erlebnisabend nicht beim Zuhören und Zuschauen bleiben würde. Tatsächlich haben sie sich noch weitere zwei Stunden auf das Spiel des Clowns und der roten Nase eingelassen. Samstag und Sonntag hatte ich dann das Vergnügen, die CliniClowns ganz persönlich kennen zu lernen, um ihre Arbeit konkret durch meinen Ansatz zu unterstützen und ergänzen. Marc berichtet mir heute, das dies auf ein großartiges Echo gestoßen ist, was mich natürlich noch mehr freut. Wir bleiben miteinander verbunden und eine weitere Einladung hat er schon angekündigt. Hier einige Eindrücke...