Seit 1983 begleite ich viele Menschen, die in unterschiedlicher Weise den Clown und den Narren als entscheidende Anregung und praktische Hilfe zu neuen Lebenswegen genutzt haben.
Gerne denke ich dabei an eine Teilnehmerin, die im Laufe der letzten 10 Jahren viele "Narrensprünge" getan hat. Einmal ging sie bei einer Übung auf die Bühne, nahm sich einen Schemel, setzte sich darauf und wusste nichts anderes zu tun, als auf dem Schemel zu sitzen und zu warten. Sie trug eine alte Hose mit Hosenträgern, ein kariertes Hemd und hielt eine Handtasche vor sich, als ob sie sich an ihr festhielte. Sie atmete ab und zu schwer durch. Nach einer ganzen Weile fragte ich sie als Regisseur, wie es ihr ging. Da sagte sie auf schwäbisch: "So hab`i mei` Lebe`it vorgstellt!" Alle Teilnehmer mussten lachen. Das war zunächst nicht komisch gemeint. Oft ist es so, dass das Komische erst von außen für andere sichtbar ist. Das Tragikomische ihrer Lage, die sich in dieser Szene spontan zeigte, diente als Ansporn, sich als Clownin weiter auszuprobieren. Ganz überracht war sie, als sie entdeckte, wie viel Lebensfreude und Lust auf Unsinn sie hatte. Einige Jahre später marschierte sie mit großem Elan in der Aufmachung von damals mit dem Zusatz einer roten Pudelmütze auf der Bühne hin und her, stellte sich dann hin und verkündete (erst auf die Beine, dann auf die Brust und dann auf den Kopf zeigend) mit großer Lebenslust und aus vollem Herzen:
"Do isch nix! Do isch nix! Un do is no nie ebbes gewäh!"
Auch hier erlebte sie große, lachende Zustimmung.