In dieser seminarlosen Zeit bin ich um einen Kontakt zu TeilnehmerInnen meiner Jahresgruppen bemüht. Letztes Wochenende habe ich zum ersten Mal zwei Treffen für meine erste Jahresgruppe im Internet organisiert. Dabei musste ich einmal erleben, wie unsere Kommunikation vom Medium abhängig ist und auch wie sehr der zentrale Kern meiner Arbeit mit Humor mit dem Wunsch von TeilnehmerInnen zusammenhängt, in ihren Grundqualitäten erkannt zu werden.
Ich versuchte es erst einmal nicht über „zoom“, nach alledem was darüber in Bezug auf Sicherheitslücken geschrieben wurde. Ich benutzte zunächst „jitsi“ – ein Freeware-Produkt, das von freien Programmieren entwickelt und von meinem IT-Administrator Herrn Felkel empfohlen wurde. Wir konnten zwar miteinander kommunizieren, aber sobald ich 8 oder gar am Sonntag mit 11 TeilnehmerInnen eine Konferenzschaltung durchführen wollte, zeigte es sich als sehr begrenzt. Dazu noch, wenn sonst das Netz übervoll ist. Inzwischen habe sowohl jistsi als auch zoom verlautbaren lassen, sie haben die Probleme gelöst (oder sind dabei, sie zu lösen) mit noch mehr Netzumfang bzw. mit einem Server in Deutschland.
Sonntagabend hatte ich eine Supervision für drei Mitglieder der zweiten Jahresgruppe anberaumt. Erst probierte ich mit jitsi und dann doch – mit etwas Widerwillen – mit der Testversion von zoom und siehe da, es funktionierte einwandfrei, auch über die 40 Minuten hinaus, die für diese Version eigentlich gilt. Und ich musste zugeben: Um miteinander sinnvoll zu kommunizieren, brauchen wir ein stabiles Medium.
Nun ist Kommunikation auch ohne die Auswirkungen eines Virus sowieso eine Kunst. Wie viele Seminare gibt es wohl zu diesem Thema? Und an Viren im Internet fehlt es auch nicht. Dagegen wird zurecht für den Umgang im Internet gewarnt. Und es gibt nicht wenige, die auch neugierig sind, wer wir sind, was wir tun, was wir mögen und wofür wir uns interessieren. Sie haben nicht unbedingt unser Wohl am Herzen. Eines unserer Grundbedürfnisse ist eben die Erfahrung, verstanden zu werden, ohne sich verbiegen zu müssen und ohne ständig Gefahr zu laufen, durch Preisgabe ausgenutzt zu werden. Wenn dies aber nicht gesichert ist, hört definitiv der Spaß auf.
Und wenn das Medium, über welches wir uns austauschen, gestört oder eingeschränkt ist, macht es noch schwieriger, uns zu äußern und den anderen zu verstehen. Wie ist es dann, wenn die Sprach- oder Ausdrucksfähigkeit körperlich oder emotional eingeschränkt ist?
Auf jeden Fall kam – trotz technischer Störfelder – die Rückmeldung zurück, allein die anderen mal länger oder kürzer gesehen und (teilweise) gehört zu haben, war ein Gewinn. Ich hatte dann die Idee eines laufenden „Tagebuchs“ per email, über die alle – wenn sie möchten – etwas von dem mitteilen, was sie tagtäglich beschäftigt, gerade in der gegenwärtigen Situation, aber auch als TeilnehmerInnen der Jahresgruppe. Das haben alle sehr gerne angenommen. Da alle inzwischen wissen, wie email funktioniert, bleibt dies die einfachste Methode. Whatsapp, instagramm, facebook etc. werden nicht von allen benutzt bzw. geschätzt.
Sobald das Medium stimmt – wie bei der Supervision – konnte ich anfangen, damit zu experimentieren. Ich fand heraus, nicht nur war es mir möglich, die persönliche Beratung in Bezug auf das Weiterkommen im Kurs, auf Ihr Spiel auf der Bühne und im Leben anzubieten. Ich konnte gar mit den Einzelnen Regieführung, Spielideen und Komik, wie auf der Bühne praktisch mit ihnen herausarbeiten. Ich fing gar Feuer und sehe jetzt viele Möglichkeiten im Internet, ein Teil meines Kursangebots in dieser Form anzubieten.
Ich fand auch heraus, dass ein wesentlicher Teil dessen, was mich und was meine TeilnehmerInnen interessiert, das Erzählen aus dem eigenen Leben ist. Es befreit uns, uns zu zeigen, wenn wir uns gesehen und wertgeschätzt fühlen und wenn wir dafür den sicheren Raum bekommen. Das schafft den Freiraum, einander näher zu kommen und miteinander lachen zu können. Es machte mir einen Kern meiner Aufgabe noch stärker bewusst.