Es gibt genügend Gründe im Alltag zu verzagen und "an der Menschheit" zu verzweifeln. Und das nicht erst seit heute - auch nicht erst „seit dem Virus“. Menschen mussten immer wieder nach Quellen der Kraft und der Inspiration suchen, um handlungsfähig zu bleiben
Wer Vertrauen fasst und zu sich selbst findet, wer Werte, Grenzen und Spielräume neu bewerten kann, der vermag es, vieles im Leben zu umarmen. Es muss nicht die körperliche Umarmung sein, die ohnehin im Augenblick nicht in der Form geht. Mit Umarmen meine ich das Leben genießen, Hindernisse als Herausforderungen anzunehmen und daraus zu lernen. In uns und in der Gemeinschaft gibt es ebenso viele Quellen der Inspiration wie Gründe zur Resignation. Welche?
Ich nenne unsere Hauptressource: Umarmen. Das ist der praktische Ausdruck unserer Lebendigkeit, unserer Lebensfreude. Das ist das, was eigentlich einen Clown ausmacht. Das ist der Stoff, aus dem Komik und Humor gedeihen. Mit Umarmen meine ich nich praktizieren - Ich meine das wahrnehmen , annehmen und wertschätzen, was uns spielerisch macht, was uns der Welt und anderen öffnet, was uns und andere erfreut, was unser Mitgefühl und unser Interesse anregt und ermutigt.
Mit Umarmen schließe ich die Fähigkeit ein, Hindernisse als Quellen der Lösung und als ein Schlüssel zur Freude des Spiels zu erkennen. Wir neigen alle dazu, Unangenehmes herunterzuspielen, zu ignorieren, beschönigen, verlachen oder schlicht leugnen. Manche greifen gar diejenigen an, die auf Gefahren und Vorsichtsmaßnahmen hinweisen. Das ist nichts Neues. Dies ist nur eine andere Form des Widerstandes gegenüber Realitäten, die uns Angst machen.
Auch wenn wir uns sehr ungern hilflos fühlen, ist dies ein Aspekt unserer Lage als Menschen – der „condition humaine“ - der wir nicht aus dem Weg gehen können. Dies bedeutet nicht, Nichts tun zu können, nicht lachen zu dürfen. Im Gegenteil: Umarmen heißt, das Leben, wie es ist, anzunehmen und daraus zu lernen. Es ist in Ordnung, über Verluste zu trauern, Angst zu empfinden, sich Sorgen zu machen, zu weinen, wütend zu sein.
Gefühle zuzulassen, gerade die sogenannten unangenehmen Emotionen, ist die Voraussetzung dafür, neue Lebenskraft zu schöpfen. Die Pause für sich zu nützen, Zeit zum (sicheren) Durchatmen und Kontakte pflegen – zu sich und zu anderen – stärkt unsere größten Fähigkeiten: Unsere Menschlichkeit, unseren Lebenswillen und unseren Humor.