Mit Hilfe des Corona-Virus ist die Zeit seit dem 18. Juni sehr dicht geworden. Nach zehn Wochen zu Hause mussten viele wichtige Seminartermine verschoben werden. Ein Glück, dass es möglich war. Fortbildungen und Seminare konnten stattfinden und die Jahresgruppen weitergeführt. Die Jahresgruppe 1 konnte gar an diesem Wochenende erfolgreich zu Ende gebracht werden.
Samstagabend fand die Werkstattaufführung der ersten Jahresgruppe im Hotel Teuchelwald in Freudenstadt statt. Wir hatten gerade 11 Zuschauerinnen - alle außer einer Frau, die mich über die Klinikclowns in Böblingen kennt und gerade zufälligerweise im Hotel war. Sonst waren Familiemitglieder, Freunde und Freundinnen, erwachsene Kinder und deren Freunde und Freundinnen, dabei - so wie immer. Wegen des Virus hatten wir die Anzahl der Gäste begrenzt. Sie begrenzten sich von selbst, denn die TeilnehmerInnen kommen von weiter weg und es gab mehr Gründe als sonst nicht nach Freudenstadt zu reisen.
Dieser Werkstattauftritt ist der "Narrensprung" am Ende eines Prozesses, der von Anfang November bis Ende Juli gebraucht hatte. März bis Mitte Juni hatten wir - wie so viele Menschen - eine Zwangspause. Wir haben versucht, über Videokonferenz miteinander in Kontakt zu bleiben. Ich stand allerdings am Anfang meiner Kenntnisse und wollte anfangs nicht mit zoom arbeiten. Am Ende dann doch. Ein "email-Tagebuch" half etwas über die Zeit hinweg. Wir waren aber alle froh, uns nach so langer Zeit wiederzusehen und an die intensiven Erfahrungen in Februar anzuknüpfen. Gerade im Februar hatten wir den vierten Teil als 6-tägige Intensivwoche und das hatte große positive Auswirkungen auf das Spiel der Einzelnen bewirkt und auch - ganz wichtig - auf den Zusammenhalt der Gruppe.
Gerade heute morgen habe ich die links abgebildete Kiste aufgemacht, die mir die Gruppe gestern (Sonntag) bei der Abschlußrunde schenkte. Innen drin haben alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen ein-zwei Vorher-Nachher-Bilder auf bunten Zetteln geklebt hingelegt. Darauf haben sie mit ihren Worten ihren Dank für die vergangene Zeit ausgedrückt, aber auch geschrieben, was sie erreicht haben und was Ihnen dabei geholfen hatte.
An erster Stelle sprachen sie von der Unterstützung der Gruppe, ganz besonders bei dem Auftritt, aber durchgängig während des gesamten Kurses. Nur durch einen Raum der Wertschätzung war es möglich, einen echten Spielraum zu schaffen, in dem sie sich trauen konnten, sich zu zeigen, sowohl ihre Spielfreude als auch die Momente des vermeintlichen Scheiterns, die sich meistens als Momentes des Nichtwissens herausstellten, in denen sich ihre kreative Kraft zeigte. Zwar haben alle Ihren Humor erweitern wollen, das Spielerische als Anstoß für ihre tägliches Tun zulassen. Manchmal aber trifft man gerade auf Hindernissen, die sie auch im Alltag kennen. Die rote Nase kehrt sie eben eher ans Licht, als sie zu verdecken. Auch wenn dies manchmal unbequem war, war es eine wunderbare Möglichkeit, aus dem eigenen Hindernis - genannt "Esel" - ihren Clown, ihren Narren, die eigene "Null" zu erleben.
Sie haben davon gesprochen wie von "Samen, Früchte, geheimnisvolle Momente" von "menschlich bereichenden Stunden", die Freude bereitet haben und die sie als persönlichen Gewinn ansehen. Mich hat es berührt, ihre Gesichter in den Fotos zu sehen, wie sie mich anschauten. Sie erinnerten mich an die "Meilensteine", die Rollen und Verhaltensmuster, denen sie sich mit Hilfe des Clownspiels nähern konnten, um darin Spielelemente zu entdecken. So lockerten sich eben diese teilweise "eingefleischten" Haltungen und Überzeugungen, indem sie sie "umarmten" (liebevolle verkörperten zu 100% und 360°, wie ein Clown das tut.) So mussten wir als Publikum darüber lachen und der Spieler oder Spieler musste nach und nach selbst lachen und den Witz darin erkennen. Aus einem Verhalten, zu dem sie sagten: "Ich bin halt so", wurde in einem großen Maße "Spielmaterial".
Dieser Prozess ist nun in Gang gesetzt und mag den eigenen Alltag immer mehr berühren, verändern, erfreuen. Ich freue mich natürlich immer über die Rückmeldungen. Sie erinnern mich an meinen eigenen Prozess und an die verschiedenen LehrerInnen, die mich gelehrt haben, wieviel eine Begleitung sowohl eine klare Struktur braucht zusammen mit der Fähigkeit, sich in die verschiedensten Menschen einzufühlen und darin die "gelöste "Null" zu erkennen. Dann wird alles Andere doch zum Spielmaterial.
Diese Begegnungen, Rückmeldungen und die lösende Wirkung des Spiels, erfreut mich seit Jahren immer wieder und ist Bestandteil meines Lebens. Und für manche wird es ein freudiges Widersehen geben, die noch weiter führt, ob ins Leben oder auf die Bühne.